BaFin - Navigation & Service

Erscheinung:01.07.2014 BaFin-Stresstest: Fast alle Versicherer bestehen

Die Risikotragfähigkeit der deutschen Versicherungswirtschaft ist weiterhin stabil. Das zeigt der Stresstest 2014, den die BaFin zum Bilanzstichtag 31. Dezember 2013 durchgeführt hat.

Wie schon 2013 (siehe BaFinJournal August 2013) schnitten sämtliche Lebens- und Krankenversicherer positiv ab. Auch die große Mehrheit der Schaden- und Unfallversicherer sowie der Pensionskassen bestand alle vier Szenarien.

Szenarien

Die deutschen Versicherer legten die Ergebnisse des Stresstests bis Ende März vor. Gerechnet wurden die folgenden regelbasiert gestalteten Szenarien, die sich auf den Stand des Eurostoxx50 vom 31. Dezember 2013 beziehen (3.109 Punkte):

  • Isoliertes Rentenszenario: Kursrückgang festverzinslicher Wertpapiere um 10 Prozent
  • Isoliertes Aktienszenario: Kursrückgang der Aktien um 22 Prozent
  • Renten- und Aktienszenario: Kursrückgang der Aktien um 15 Prozent, gleichzeitig Kursrückgang festverzinslicher Wertpapiere um 5 Prozent
  • Aktien- und Immobilienszenario: Kursrückgang der Aktien um 15 Prozent, gleichzeitig Marktwertrückgang von Immobilien um 10 Prozent

Lebens- und Krankenversicherer

88 Lebensversicherer legten einen Stresstest vor. Zwei Unternehmen hatte die BaFin aufgrund ihrer risikoarmen Kapitalanlagen von der Vorlagepflicht befreit. Alle 88 Lebensversicherer erreichten in den
vier Szenarien des Stresstests positive Ergebnisse, ohne dass unternehmensspezifische Besonderheiten angerechnet wurden.

Bei den Krankenversicherern bezog die BaFin 42 Unternehmen in die Auswertung ein; sieben Unternehmen mussten aufgrund ihrer risikoarmen Kapitalanlagen nicht am Stresstest teilnehmen. Alle 42 stresstestpflichtigen Krankenversicherungsunternehmen haben die vier vorgegebenen Stressszenarien bestanden.

Schaden- und Unfallversicherer

Die BaFin hatte 181 Schaden- und Unfallversicherer aufgefordert, ihre Stresstestergebnisse vorzulegen. 34 Unternehmen waren von der Vorlagepflicht befreit. 174 Schaden- und Unfallversicherer (96,1 Prozent) wiesen positive Stresstestergebnisse aus.

Sieben Schaden- und Unfallversicherer haben den Stresstest in einem oder mehreren Szenarien nicht bestanden. Grund hierfür war in sechs Fällen die vom Stresstestmodell vorgesehene erhöhte Fortschreibung der Sollwerte der dynamischen Größen in Verbindung mit Sondereffekten in den Unternehmen, wo sich die Netto-Beitragseinnahmen oder die Netto-Schadenrückstellung veränderte. Mit allen betroffenen Unternehmen erarbeitet die BaFin derzeit Maßnahmen zur Verbesserung der Risikotragfähigkeit oder hat dies bereits getan.

In einem Fall resultierte das negative Stresstestergebnis daraus, dass der Versicherer den Mindestgarantiefonds unterschritt. Hier hat die BaFin bereits aufsichtliche Maßnahmen auf den Weg gebracht und
mit dem Unternehmen erörtert.

Pensionskassen

Von den 146 unter Bundesaufsicht stehenden Pensionskassen hatte die BaFin 18 Unternehmen von der Pflicht zur Vorlage des Stresstests befreit. Weil drei Unternehmen trotz Befreiung Stresstests vorlegten, wertete die BaFin 131 Stresstests aus. 120 Pensionskassen wiesen in allen vier Szenarien positive Ergebnisse aus. Drei Pensionskassen haben keines der Szenarien bestanden, eine Pensionskasse schnitt in drei Szenarien negativ ab. Drei Pensionskassen schnitten in zwei Szenarien negativ ab. Vier weitere Unternehmen bestanden jeweils ein Szenario nicht.

Bei den elf Pensionskassen mit negativen Ergebnissen handelt es sich um kleinere Pensionskassen. Sie gehören nicht zu den 20 größten Unternehmen der Branche. Eine der elf durchgefallenen Pensionskassen ist seit vielen Jahren für Neuzugänge geschlossen; ein weiteres Unternehmen kürzte 2013 die Leistungen. Bei einem dritten Unternehmen ist 2014 eine Bestandsübertragung geplant. Die Unterdeckungen der aufsichtsrechtlichen Mindestanforderung sind in der Regel sehr gering.

Die verbleibenden acht Pensionskassen haben in Absprache mit der BaFin bereits Maßnahmen zur Verbesserung der Risikotragfähigkeit oder zur Erfüllung der Solvabilitätsvorschriften ergriffen oder werden dies 2014 tun. Um die weitere Entwicklung beobachten zu können, wird die BaFin von diesen Kassen unterjährige Stresstests anfordern.

Stresstest-Ergebnisse 2014*
Anzahl der eingereichten Stresstestsdavon mit negativem Ergebnis
Lebensversicherer880
Krankenversicherer420
Schaden- und Unfallversicherer1817 (3,9 Prozent)
Pensionskassen13111 (8,4 Prozent)
*Stichtag: 31. Dezember 2013

Frühwarnsystem Stresstest

Der BaFin stehen als Frühwarnsystem verschiedene Instrumente zur Verfügung. Eines davon sind Stresstests. Sie unterstellen eine mögliche, aber nicht sichere Kapitalmarktentwicklung. Besteht ein Unternehmen ein Stresstestszenario unter Beachtung von Bewertungsreserven oder Absicherungsstrategien nicht, so bedeutet dies nicht, dass es seine Verpflichtungen gegenüber den Versicherten aktuell nicht mehr erfüllen kann. Ein negatives Ergebnis im Stresstest ist lediglich als Signal für die verminderte Risikotragfähigkeit eines Versicherungsunternehmens zu verstehen, die es zügig zu beseitigen gilt. Als konkrete Maßnahmen kommen hierfür zusätzliches Eigenkapital, eine Umschichtung der Kapitalanlagen, die Absicherung von Anlagen an den Kapitalmärkten und die Senkung der Überschussbeteiligung in Betracht.

Hinweis

Der Beitrag gibt den Sachstand zum Zeitpunkt der Veröffentlichung im BaFinJournal wieder und wird nicht nachträglich aktualisiert. Bitte beachten Sie die Allgemeinen Nutzungsbedingungen.

Fanden Sie den Beitrag hilfreich?

Wir freuen uns über Ihr Feedback

Es hilft uns, die Webseite kontinuierlich zu verbessern und aktuell zu halten. Bei Fragen, für deren Beantwortung wir Sie kontaktieren sollen, nutzen Sie bitte unser Kontaktformular. Hinweise auf tatsächliche oder mögliche Verstöße gegen aufsichtsrechtliche Vorschriften richten Sie bitte an unsere Hinweisgeberstelle.

Wir freuen uns über Ihr Feedback