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Erscheinung:02.03.2015 Interview mit Dr. Elke König: „Den Unterschieden gerecht werden“

Drei Jahre lang war Dr. Elke König Präsidentin der BaFin. Zum 1. März 2015 hat sie nun den Vorsitz der neu gegründeten europäischen Abwicklungsbehörde in Brüssel übernommen.

Diese wird für die Abwicklungsplanung und – im Fall der Fälle – für die Abwicklung derjenigen Banken zuständig sein, die seit dem 4. November 2014 der direkten Aufsicht der Europäischen Zentralbank unterliegen. Zu diesem Zweck verwaltet die Behörde auch den europäischen Abwicklungsfonds.

Ihrem Leitungs- und Entscheidungsgremium, dem Single Resolution Board, werden neben Dr. Elke König und ihrem Stellvertreter Timo Löyttyniemi (Finnland) vier weitere hauptamtliche Mitglieder angehören: Mauro Grande (Italien), Antonio Carrascosa (Spanien), Joanne Kellermann (Niederlande) und Dominique Laboureix (Frankreich). Insgesamt wird die Behörde voraussichtlich etwa 250 Mitarbeiter haben, die bis Ende 2016 rekrutiert werden sollen.

Frau Dr. König, nach drei Jahren verlassen Sie Bonn in Richtung Brüssel. Werden Sie die BaFin vermissen?

Ich freue mich auf die neue Aufgabe, aber natürlich werde ich auch die BaFin vermissen. Die letzten drei Jahre waren eine spannende Zeit. Wir haben erlebt, wie der Verbraucherschutz – für die BaFin seit langem ein wichtiges Thema – in den Blickpunkt der Öffentlichkeit gerückt ist, und wir haben zahlreiche wichtige Projekte angestoßen, begleitet und vorangetrieben – etwa im Zusammenhang mit dem neuen Regime der Versicherungsaufsicht, Solvency II, und natürlich auch den Start der Bankenunion mit dem Einheitlichen Europäischen Aufsichtsmechanismus (SSM), um nur zwei Beispiele zu nennen. Die lasse ich natürlich nur ungern auf halbem Weg zurück. Aber zumindest mit dem SSM werde ich ja weiter intensiv befasst sein, nur eben von anderer Stelle aus.

Was reizt Sie an der neuen Aufgabe am meisten?

Es geht darum, eine völlig neue Einheit in der EU aufzubauen, quasi das Pendant zum SSM, wenn auch viel kleiner. Dabei darf man nicht vergessen, dass wir in Europa nicht nur sehr unterschiedliche Institute haben, sondern auch sehr unterschiedliche Kulturen. Diesen Unterschieden müssen wir gerecht werden. Das kann anstrengend sein, aber eben auch sehr spannend. Viele gute Ideen und Ansätze, mit denen dies gelingen kann, sind in Deutschland, bei der BaFin entwickelt worden.

Sehen Sie in den unterschiedlichen Kulturen die größte Herausforderung?

Eine der größten, ja. Außerdem wird es natürlich viel Mühe und Geschick erfordern, die europäische Sanierungs- und Abwicklungsrichtlinie umzusetzen und die Abwicklungspläne mit Leben zu erfüllen. Und es wird sicherlich auch eine Herausforderung sein, im Beziehungsgeflecht der europäischen und nationalen Aufsichts- und Abwicklungsbehörden unsere Rolle zu definieren und auszufüllen. Wir müssen sicherstellen, dass die Kooperation und Kommunikation untereinander reibungslos funktioniert.

Sie werden also sicherlich auch weiterhin in engem Kontakt mit der BaFin stehen.

Ja, das hoffe ich doch. Die BaFin ist und bleibt eine wichtige nationale Behörde mit großem Know-How, gerade beim Thema Abwicklung, auch wenn dafür in Deutschland seit Anfang des Jahres grundsätzlich die FMSA zuständig ist, die Bundesanstalt für Finanzmarktstabilisierung.

Was wollen Sie in Ihrer neuen Funktion erreichen?

Wir müssen dahin kommen, dass auch der Finanzsektor wieder den Regeln der Marktwirtschaft folgt. Im Fall der Fälle muss es heißen: Bail-in statt Bail-out, Abwicklung statt Rettung durch den Staat. Das war und ist auch unser Kernthema im Finanzstabilitätsrat FSB.

Neuer Präsident der BaFin ist Felix Hufeld, der bisher die Versicherungsaufsicht leitete. Gibt es etwas, das Sie Ihrem Nachfolger mit auf den Weg geben möchten?

Ich bin sicher, dass Herr Hufeld keine guten Ratschläge braucht. Aber eines ist sicherlich richtig: Die Aufsichtswelt und damit auch die BaFin befinden sich im Umbruch. Das bringt auch geänderte Aufgaben mit sich, die im Einzelfall eine andere Herangehensweise verlangen. Ich weiß, dass Herr Hufeld wie ich vom Konzept Allfinanzaufsicht überzeugt ist und wünsche ihm, allen Kollegen und auch mir, dass in der künftigen Aufsichtswelt ganz viel BaFin spürbar wird.

Vielen Dank, Frau Dr. König. Wir wünschen Ihnen alles Gute und viel Erfolg bei Ihrer neuen Aufgabe.

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