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Stand:geändert am 01.09.2022 | Thema Fintech DLT/Blockchain

Eine der Schlüsselfragen für nachhaltige Geschäftstätigkeit ist, wie Vertrauen zwischen Fremden geschaffen werden kann, damit Transaktionen durchgeführt werden können. Die DLT/Blockchain-Technologie kann dazu beitragen, das erforderliche Maß an Vertrauen zu minimieren und damit die Transaktionskosten für die an der Transaktion beteiligten Parteien zu senken.

Eine der Schlüsselfragen für nachhaltige Geschäftstätigkeit ist, wie Vertrauen zwischen Fremden geschaffen werden kann, damit Transaktionen durchgeführt werden können. Die DLT/Blockchain-Technologie kann dazu beitragen, das erforderliche Maß an Vertrauen zu minimieren und damit die Transaktionskosten für die an der Transaktion beteiligten Parteien zu senken. Dazu ermöglicht die DLT/Blockchain-Technologie dezentrale Ökosysteme. Hierbei werden vereinbarte Transaktionen auf der Grundlage von Regeln, wie sie etwa in selbstausführenden „Verträgen“, Smart Contracts genannt, festgelegt sind, autonom durchgesetzt. Dezentrale Ökosysteme manifestieren sich auch in einer neuen Form der Organisationsgestaltung, die auf in der DLT/Blockchain festgelegten Governance-Regeln beruht.

Das Aufkommen dieser dezentralen Ökosysteme wirkt sich auch auf die traditionellen, etablierten Wertschöpfungsketten der Finanzdienstleistungsbranche aus. Eine der Auswirkungen ist, dass die bislang einheitlichen Wertschöpfungsketten der Branche stärker fragmentieren oder wegfallen (Disintermediation). Dies hat das Potenzial, die Finanzdienstleistungsindustrie wie sie heute existiert erheblich und nachhaltig zu verändern. So wäre es nicht mehr notwendig, auf Finanzintermediäre wie Banken zurückzugreifen um Finanztransaktionen durchzuführen. Damit könnte DLT/Blockchain die Art und Weise, wie Finanztransaktionen ablaufen, verändern. Dieser disruptive Charakter bedeutet aber nicht nur die Senkung von Transaktionskosten, sie bietet auch das Potenzial, Erträge etwa durch neue Produkte in neuen Märkten zu generieren.

Chancen und Risiken im Blick behalten

Eine Technologie mit solch disruptivem Potenzial bietet Chancen, aber auch Risiken. Chancen insbesondere mit Blick auf die finanzielle Inklusion, insbesondere in Ländern des globalen Südens, in denen viele Menschen keinen Zugang zu einem Bankkonto haben, wohl aber zu digitalen Kommunikationsmitteln wie Smartphones. Aber auch mit Blick auf entwickelte Regionen versprechen innovative Formen der dezentralen Finanzierung (decentralized finance – DeFi), die Kapitalmärkte noch inklusiver und effizienter zu machen. Diesen potenziellen Zukunftsversprechen stehen Risiken und damit regulatorische Herausforderungen gegenüber. So ist etwa noch fraglich, wie Anforderungen an die IT-Sicherheit oder den Datenschutz auch in Systemen, die auf Grundlage von DLT/Blockchain arbeiten, vollumfänglich sichergestellt werden können. Aufsichtsbehörden wie der BaFin kommt dabei die Aufgabe zu, die Integrität und Stabilität der Finanzmärkte auch unter solche veränderten Umfeldbedingungen zu gewährleisten. Für die BaFin relevant ist auch der Verbraucherschutzes als weiteres gesetzliches Aufsichtsziel.

Rasante Entwicklung am Markt

Im Januar 2009 wurde der erste Block der Bitcoin-Blockchain ins Leben gerufen, und das Bitcoin-Netzwerk funktioniert seitdem ohne Unterbrechung. Ein weiterer Meilenstein wurde im Juli 2015 gesetzt, als Ethereum, eine dezentrale Software-Plattform auf Basis der Blockchain-Technologie, erstmals Smart Contracts in Blockchains ermöglicht hatte. Dadurch waren einfache Computerprogramme möglich, die ohne Unterbrechung oder externe Eingriffsmöglichkeiten weltweit funktionierten. Smart Contracts waren die Grundlage für Decentralized Autonomous Organisations (DAO), die neue Formen von Organisationen und deren Steuerung aufzeigten.

Smart Contracts erlaubten schon früh einen Blick auf das Potenzial der Technologie. In der Folge kam es 2017 zum Hoch von Initial Coin Offerings (ICO), einer Methode der Kapitalbeschaffung gegen Ausgabe von Kryptotoken. Schon bei DAOs und ICOs zeigten sich Schattenseiten, wenn in einem vermeintlich nicht regulierten Segment Anbieter und Investoren aufeinandertreffen und Informationsasymmetrie nicht durch ein effektives Regelwerk angemessen verringert wird. Es zeigte sich aber auch, dass altbekannte Grundlagen der IT-Sicherheit auch bei DLT/Blockchains beachtet werden sollten. Dazu hat die BaFin mehrere Verbraucherwarnungen veröffentlicht. Die den Kryptowerten innewohnenden Risiken, wie zum Beispiel Volatilität, Cyberrisiken und Informationsasymmetrie, sind nur einige der Punkte, vor denen gewarnt wird. Hinzu kommen komplexe Sachverhalte wie zum Beispiel die Frage, das Recht welches Staates eigentlich bei grenzüberschreitenden virtuellen Transfers über eine Blockchain angewendet werden soll.

Seit dem Aufkommen von wertreferenzierten Token (so genannten Stablecoins), Decentralized Finance und Non-Fungible Token (NFTs), also digitalen Besitznachweisen von immateriellen Gütern, werden Marktkennern die Potenziale von DLT/Blockchain und Smart Contracts immer klarer bewusst. Ebenso wächst die Erkenntnis, dass diese Technologie auch mit Blick auf die Sicherung der Finanzstabilität genau durchdrungen und analysiert werden muss. So ist die traditionelle Finanzindustrie zunehmend mit der Welt der Crypto-Assets verwoben. Kreditinstitute engagieren sich teils als Vorreiter, um die Potenziale, die DLT/Blockchain und Smart Contracts bergen, am Markt zur Entfaltung zu bringen. Auch die größten IT-Konzerne (Bigtechs), die vorwiegend in den USA oder Ostasien angesiedelt sind, spielen bei der Weiterentwicklung von DLT-basieren Lösungen auch dem Finanzmarkt eine wichtige Rolle.

Neue aufsichtliche Fragestellungen

Internationale Standardsetter, wie zum Beispiel die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (Bank for International Settlements – BIS) oder der Finanzstabilitätsrat (Financial Stability BoardFSB), setzen bereits sich intensiv mit Fragestellungen auseinander, die durch die Entwicklungen rund um Kryptowerte aufgeworfen werden. Aufsichtsbehörden und Zentralbanken weltweit ist klar, dass sie aktiv werden müssen, um robuste regulatorische Rahmenwerke im Hinblick auf die Durchdringung des Marktes mit DLT/Blockchain-Anwendungen und Kryptowerte zu entwickeln.

Auch die BaFin hat diese Innovationsthemen im Fokus. 2013 war sie eine der ersten Aufsichtsbehörden weltweit, die eine aufsichtliche Einordnung des Bitcoin vornahm. Auch der deutsche Gesetzgeber war frühzeitig aktiv und hat zum Beispiel Kryptowerte und das Kryptoverwahrgeschäft im Kreditwesengesetz regulatorisch adressiert. Neben vielen anderen regulatorischen Entwicklungen, bringt die BaFin ihre Expertise nun auch bei den aktuellen Arbeiten rund um die Entstehung der Verordnung der Europäischen Union (EU) über Märkte für Kryptowerte (Regulation on Markets in Crypto-Assets - MiCA) ein. Mit MiCA wird ein europäischer Rahmen zur Behandlung von Crypto Assets geschaffen, der eine EU-weite einheitliche Behandlung sicherstellt. Die BaFin wird auch in einer von DLT/Blockchain und Kryptowerten geprägten Zukunft auf Finanzstabilität und Verbraucherschutz achten.

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