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Cover Risiken im Fokus 2025 © Lens/556518320-stock.adobe.com

1. Digitalisierung

Innovative Geschäftsmodelle und der Einsatz neuer Technologien in der Finanzbranche bergen vielversprechende Möglichkeiten, aber auch Gefahren – für die beaufsichtigten Unternehmen sowie für Verbraucherinnen und Verbraucher.

Künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen

Die Unternehmen der Finanzbranche setzen zunehmend Künstliche Intelligenz (KI) ein, vor allem generative KI. Das gilt für die gesamte Wertschöpfungskette. Viele Initiativen zur Verwendung generativer KI befinden sich noch in der Erprobungs- oder Pilotphase.

In der Praxis werden vor allem große Sprachmodelle (Large Language Models – LLM) erprobt. Sie fungieren hauptsächlich als Assistenzsysteme. Häufige Anwendungen sind GPT -basierte interne Chatbots für Beschäftigte, KI-Systeme zur Dokumentenaufbereitung sowie KI-Assistenzsysteme für Entwickler (Coding). Generative KI bietet auch Potenzial im Kundenkontakt. Sie wird aber in diesem Bereich bisher relativ beschränkt eingesetzt.

Banken und Versicherer setzen traditionellere Formen der KI und des Maschinellen Lernens (ML) hingegen bereits bei der Erkennung von Geldwäsche und Betrug sowie in Backoffice-Prozessen ein. Ein Beispiel ist die Dunkelverarbeitung etwa in der Leistungsbearbeitung bei Versicherern. Im Risikomanagement werden KI und ML zunehmend zur Datenaufbereitung und Validierung von Risikomodellen genutzt. In der stark automatisierten Wertpapierbranche werden KI und ML vor allem genutzt, um Prozesse in Handel, Beratung, Risikomanagement und Compliance zu verbessern.

Grenzen und Risiken in der Praxis

Der Einsatz von KI birgt auch Risiken: KI-Modelle sind oft nicht erklärbar und lassen sich nur schwer überprüfen. Außerdem besteht die Gefahr, dass KI-Modelle auf Datenungleichgewichten oder Vorurteilen beruhen. Dies kann zur Verzerrung der Ergebnisse führen („Bias“) – mit möglichen unbeabsichtigten Folgen, etwa der Diskriminierung von Kundinnen und Kunden. Über deren Schaden hinaus können diskriminierende Handlungen durch KI Haftungs- und Reputationsrisiken für Anbieter und Betreiber von KI-Systemen zur Folge haben.

Risiken für die Finanzstabilität können zum einen durch neue Abhängigkeiten von Dritten entstehen, insbesondere von großen Cloud- sowie KI-Modellanbietern. Grund hierfür ist eine starke Marktkonzentration auf wenige Anbieter. Zum anderen könnte KI zu Herdenverhalten führen: Es besteht also die Gefahr, dass sich sehr viele Marktteilnehmer aufgrund gleicher Informationsverarbeitung durch KI und wegen automatisierter Handelsstrategien ähnlich verhalten.

Quantencomputing: Frühzeitige Schutzmaßnahmen notwendig

Für den Durchbruch zu leistungsfähigen und stabil arbeitenden Quantencomputern müssen noch technologische Hürden überwunden werden: etwa eine ausreichende Rechnerleistung oder auch komplexe physikalische Rahmenbedingungen, die für Quantencomputing (QC) nach aktuellem Stand der Technik erforderlich sind. Ein Beispiel: Für gängige Quantencomputer-Konzepte ist die Kühlung nahe des absoluten Nullpunkts erforderlich.
Im Finanzdienstleistungssektor erforscht man bereits verschiedene Anwendungen, zum Beispiel im Risikomanagement und in der Portfoliooptimierung. Perspektivisch wird die Branche dabei auf die Dienste großer Technologie-Anbieter angewiesen sein.

Ein Durchbruch beim Quantencomputing birgt Risiken für den Finanzsektor. Unternehmen des Finanzsektors sollten bereits jetzt geeignete IT-Sicherheits-Maßnahmen treffen. Ein Beispiel für die Dringlichkeit: die „Harvest now – decrypt later “-Problematik .

Kryptowerte: Aufwärtstrend nach Skandalfällen

Der Kryptomarkt war nach Skandalen und dem Zusammenbruch großer Anbieter im Jahr 2023 auf ein Zehntel des Handelsvolumens von 2021 geschrumpft. Bis Ende Oktober 2024 verdoppelte sich die Gesamtmarktkapitalisierung im Vergleich zum Vorjahr (siehe Abbildung 15). Dieser Zuwachs resultierte maßgeblich aus dem Kursanstieg des Bitcoins, der durch die Einführung von Spot-Bitcoin-ETFs in den USA im Januar 2024 begünstigt wurde. Auch andere Kryptowerte erzielten im gleichen Zeitraum signifikante Kursgewinne.

Nach den Präsidentschaftswahlen in den USA wuchs der Kryptomarkt weiter und erreichte seitdem neue Allzeit-Hochs, zuletzt Anfang Dezember mit rund 3,6 Billionen Euro (siehe Abbildung 15). Die Erwartung der Anlegerinnen und Anleger, dass sich die rechtlichen Rahmenbedingungen für den Kryptohandel in den USA in Zukunft lockern und damit eine stärkere Nachfrage einhergehen könnte, beeinflusste diese Kursentwicklung wesentlich.

Bitcoin bleibt der dominierende Kryptowert. Ende 2024 erreichte der Bitcoin-Kurs mit knapp 103 Tausend Euro ein neues Allzeithoch. Dies entspricht einem Anstieg auf das 2,7-Fache im Vergleich zum Vorjahr. Zu den wesentlichen Trends im Kryptomarkt gehören insbesondere das Wachstum des Liquidity-Staking und die zunehmende Tokenisierung von sowohl traditionellen Finanzinstrumenten als auch Real-World Assets (RWAs).

Abbildung 15: Marktkapitalisierung (alle Kryptowerte)

Grafik Marktkapitalisierung (alle Kryptowerte) Quelle: coingecko, BaFin-eigene Darstellung, Stand: 1. Dezember 2024 Abbildung 15: Marktkapitalisierung (alle Kryptowerte)

Kryptowerte können den traditionellen Finanzmarkt beeinflussen, wenn sie als Kreditsicherheiten dienen oder wenn die Reserven von „stablecoins“ signifikante Teile der verfügbaren kurzfristigen Geldmarktinstrumente binden. Trotz des hohen Handelsvolumens von Kryptowerten bestand Ende 2024 keine systemische Gefahr für den deutschen Finanzmarkt (siehe Abbildung 16).

Abbildung 16: Entwicklung des Handelsvolumens von Kryptowerten

Grafik Entwicklung des Handelsvolumens von Kryptowerten Quelle: coingecko, BaFin-eigene Darstellung, Stand: 1. Dezember 2024 Abbildung 16: Entwicklung des Handelsvolumens von Kryptowerten

Wie die BaFin vorgeht

  • Die BaFin tauscht sich beim FinTech-Dialog mit Marktteilnehmern, Technologiedienstleistern und weiteren Stakeholdern zu neuen Technologien und Geschäftsmodellen aus.
  • Außerdem führt die BaFin „BaFin Pop-Up Embassies“ durch. Dieses Veranstaltungsformat bietet Start-ups Informationen insbesondere zu erlaubnisbezogenen Themen. Ziel ist es, Unternehmen mit innovativen Geschäftsmodellen mehr niedrigschwellig verfügbare Informationen zu aktuellen Regulierungs- und Aufsichtsthemen zur Verfügung zu stellen. Zugleich wird die BaFin das Format nutzen, um frühzeitig aufsichtliche Erwartungen zu Innovationsthemen zu kommunizieren. Das Format soll den Austausch mit FinTechs weiter verbessern.
  • Die BaFin wird die aktuelle Praxis und die Planungen der beaufsichtigten Unternehmen für den Umgang mit KI und ML analysieren. Auf dieser Grundlage wird sie ihre aktualisierte Erwartungshaltung kommunizieren und die Risiken bei der Nutzung dieser Technologien bewerten.
  • Die BaFin setzt sich außerdem mit Entwicklungen bei innovativen Zahlungsmöglichkeiten und -systemen auseinander, um aufsichtliche Implikationen rechtzeitig zu erfassen. Sie hat zum Beispiel die Themen tokenisiertes Geschäftsbankengeld, Stablecoins und digitales Zentralbankgeld im Blick.

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Hauptrisiken im Fokus der BaFin

1. Risiken aus Korrekturen an den Immobilienmärkten
2. Risiken aus signifikanten Korrekturen an den internationalen Finanzmärkten
3. Risiken aus dem Ausfall von Unternehmenskrediten
4. Risiken aus Cyber-Vorfällen mit gravierenden Auswirkungen
5. Risiken aus unzureichender Geldwäscheprävention
6. Risiken aus Konzentrationen bei der Auslagerung von IT-Dienstleistungen

Bedeutende Trends

2. Nachhaltigkeit
3. Geopolitische Umbrüche

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