Thema SSM Deutsche Institute unter direkter Aufsicht des SSM
Beitrag aus dem Jahresbericht 2018 der BaFin
Aufsicht über bedeutende Institute
Wie im Vorjahr standen auch 2018 insgesamt 19 deutsche Institutsgruppen und mehrere ausländische Institute mit starker Präsenz in Deutschland (unter anderem deutsche Tochterunternehmen ausländischer Institutsgruppen) im Rahmen des einheitlichen Aufsichtsmechanismus SSM unter der direkten Aufsicht der Europäischen Zentralbank (EZB) (siehe Tabelle „Deutsche Institute unter Aufsicht der EZB im Rahmen des SSM“).
Mit dem Start des einheitlichen Aufsichtsmechanismus SSM1 im November 2014 hatte die EZB die direkte Aufsicht über die als bedeutend eingestuften Bankengruppen übernommen. Für jede dieser Significant Institutions (SIs) ist seitdem ein gemeinsames Aufsichtsteam (Joint Supervisory Team – JST) zuständig.
Rund 100 BaFin-Beschäftigte in gemeinsamen Aufsichtsteams
Neben Mitarbeitern der EZB gehören diesen Teams auch Beschäftigte der nationalen Aufsichtsbehörden und somit auch der BaFin und der Bundesbank an. Je nach Größe und Komplexität der Bankengruppe variieren die Zahl der JST-Mitglieder und die Zusammensetzung der JSTs. Im Jahr 2018 haben rund 100 Beschäftigte der BaFin in den JSTs mitgearbeitet. Neben ihrer Erfahrung und Kompetenz brachten sie dort auch die deutsche Aufsichtsperspektive ein. Geleitet werden die JSTs jeweils von einem JST-Koordinator der EZB. Für deutsche SIs bildet der JST-Koordinator zusammen mit jeweils einem Sub-Koordinator von BaFin und Bundesbank das JST-Kernteam (Core-JST).
BaFin-Präsident Felix Hufeld ist stimmberechtigtes Mitglied im Supervisory Board, der wichtigsten Entscheidungsinstanz des SSM.
Arbeit in den gemeinsamen Aufsichtsteams
Die Beschäftigten der BaFin nahmen in den JSTs unter anderem am aufsichtlichen Überprüfungs- und Bewertungsprozess (Supervisory Review and Evaluation Process – SREP) teil, dem Kernstück der mikroprudenziellen Bankenaufsicht, aus dem sich die spezifischen Kapitalanforderungen für jedes Institut ableiten.2 Darüber hinaus waren sie an über 1.000 Gesprächen beteiligt und wirkten an über 80 Untersuchungen zu thematischen Schwerpunkten (Thematic Reviews) und vertieften Überprüfungen (Deep Dives) in allen Risikokategorien mit. Die BaFin-Beschäftigten brachten zudem ihre langjährige Expertise in die Anordnung und Nachbereitung aufsichtlicher Prüfungen ein und begleiteten auch im Jahr 2018 wieder den EBA-Stresstest.
Untersuchung zur Profitabilität und zu den Geschäftsmodellen der bedeutenden Institute
Die JSTs haben im Jahr 2018 im Rahmen eines Thematic Review die Profitabilität und die Geschäftsmodelle der SIs untersucht. Sie beschäftigten sich mit der Tragfähigkeit und Nachhaltigkeit der Geschäftspläne der Banken und richteten ihren Fokus auf deren strategische Steuerungsfähigkeit, also auf die Frage, ob die Banken ihre langfristigen Ziele erreichen können.
Die Untersuchung hatte bereits 2016 mit der Entwicklung der Methodik und der Instrumente begonnen. Im Jahr darauf hatten die JSTs die individuellen Analysen und Bewertungen in direkter Interaktion mit den Instituten vorgenommen. Ein horizontaler Quervergleich zur Qualitätssicherung schloss sich daran an. 2018 stellten die JSTs den Banken zunächst in Aufsichtsgesprächen die vorläufigen Ergebnisse vor und teilten ihnen anschließend ihre endgültigen Ergebnisse und Empfehlungen schriftlich mit – verbunden mit Zeitplänen zur Umsetzung. Die Ergebnisse der Untersuchung flossen zudem in den SREP 2018 ein. Die JSTs werden auch im Jahr 2019 die Umsetzung ihrer Empfehlungen weiterverfolgen.
Ergebnisse der Untersuchung
Die Herausforderungen für die Banken bestehen nach dieser Untersuchung im Wesentlichen darin, ihre Ertragstreiber mittels Sensitivitäts- und Szenarioanalysen detailliert zu analysieren, die Kosten vollständig auf Geschäfts- oder Vertriebsbereiche zu verteilen und mit einem konsistent angewendeten Konzept die Margen für Kreditrisiken (einschließlich der Mindestpreise für Kredite) festzulegen. Die Institute müssen ferner die Risikomanagementfunktion stärker in die Geschäftsplanung einbeziehen, die Annahmen der Geschäftsplanung kritisch hinterfragen, diese sodann mit dem Risikoappetit und dem ICAAP verknüpfen und darüber hinaus wesentliche Tochterunternehmen in die Geschäftsplanung einbinden. Die EZB veröffentlichte am 18. September 2018 einen Bericht über die zusammengefassten Ergebnisse der Untersuchung.3
Fußnoten:
- 1 Weitere Informationen zur Aufsicht im SSM finden Sie im Jahresbericht der EZB.
- 2 Zum SREP für weniger bedeutende Institute unter direkter Aufsicht der BaFin vgl. Institute unter deutscher Bankenaufsicht.
- 3 https://www.bankingsupervision.europa.eu/press/pr/date/2018/html/ssm.pr180918/ssm.pr180918_FAQ.en.html.