Thema Verbraucherschutz Express-Zertifikate
Inhalt
Express-Zertifikate versprechen planbare Erträge bei oftmals eher moderatem Risiko. Die Produkte tragen - wie die meisten Zertifikate - den Pflichthinweis, dass sie schwierig zu verstehen sind.
Was Express-Zertifikate komplex macht
- Ob man mit einem Express-Zertifikat Ertrag erwirtschaftet oder Verluste macht, hängt vom Kurswert eines anderen Wertes (Basiswert) an festgelegten Stichtagen ab.
- Der mögliche Ertrag steht von vornherein fest, der mögliche Verlust dagegen nicht.
- Vor dem Verlust des Anlagebetrages ist man geschützt, solange der Kurswert des Basiswertes am Laufzeitende nicht unter eine vereinbarte Barriere fällt. Wird die Barriere verletzt, verliert man einen Teil des eingesetzten Kapitals oder möglichweise sogar alles.
- Express-Zertifikate haben eine vereinbarte Laufzeit, können aber früher enden.
- Kosten schmälern den Ertrag. Das gilt insbesondere bei vorzeitigem Laufzeitende.
- Bei Insolvenz des Zertifikate-Herausgebers (Emittenten) ersetzt die Einlagensicherung den Anlagebetrag nicht.
So funktionieren Express-Zertifikate
Der wichtigste Faktor eines Express-Zertifikats ist der Basiswert. Das kann beispielsweise eine Aktie, ein Index, ein Edelmetall oder ein Rohstoff sein. An vereinbarten Stichtagen wird der Kurswert dieses Basiswertes betrachtet. Es können verschiedene Szenarien eintreten. Was passiert, hängt - neben dem Kurswert des Basiswertes - von zwei weiteren Werten ab, dem Auszahlungslevel und der Barriere.
Die Produkte können sich unterscheiden. Es kommt immer darauf an, was vereinbart ist. Bei Standardprodukten gilt in der Regel folgendes:
Wenn der Kurswert des Basiswertes über der Barriere liegt, wird der Ertrag für diesen Stichtag ausgezahlt. Liegt er zugleich oberhalb des Auszahlungslevels, endet die Laufzeit vorzeitig. Sie bekommen neben dem Ertrag auch den Nennbetrag vorzeitig zurückgezahlt. Weitere Zahlungen erhalten Sie nicht.
Wenn der Kurswert des Basiswertes am Stichtag die Barriere unterschreitet, erhalten Sie nicht den vereinbarten Ertrag ausgezahlt. Das Zertifikat läuft bis zum nächsten Stichtag weiter. Die nächste „Hürde“ besteht für Sie am Ende der Laufzeit. Wenn der Basiswert zu diesem Zeitpunkt die Barriere unterschreitet, sind folgende Konstellationen denkbar: Der Herausgeber (Emittent) des Zertifikats
- zahlt Ihnen dann einen Geldbetrag aus, der dem Schlusskurs am Bewertungstag entspricht, also geringer ist als der von Ihnen investierte Anlagebetrag, oder
- liefert Ihnen den entsprechenden Wert in Wertpapieren des Basiswertes, so dass Sie dann – je nach Basiswert - beispielsweise Aktien oder ETF-Anteile im Depot haben. Schlimmstenfalls handelt es sich hierbei beispielsweise um wertlos gewordene Aktien. Dann kann annähernd ein Totalverlust bei Ihnen eintreten.
Infografik 1: Funktionsweise eines Standards Express-Zertifikats (vereinfachte Darstellung)
Es gibt Abweichungen vom Standardfall. Namensbestandteile wie beispielsweise „Easy“, „Memory“, „Bonus“, „Relax“, „Alpha“ oder „Multi“ stehen für besondere Ertragszahlungsbedingungen, die in den gesetzlich vorgeschriebenen Produktunterlagen beschrieben sind.
Was Sie zum Basiswert wissen sollten
Achten Sie bei Ihrer Prüfung auf die Schwankungsbreite (Volatilität) des Basiswertes. Wichtig ist insbesondere der Abstand zwischen den Tiefen im bisherigen Kursverlauf und der Barriere. Als Faustregel gilt: Je geringer dieser Abstand ist, desto höher ist das Risiko. Beachten Sie auch, dass man bei der Prüfung des Basiswertes regelmäßig auf historische Daten zum Kursverlauf zurückgreift. Diese Daten sind für Sie wichtig zu kennen. Allerdings können hieraus keine Rückschlüsse auf künftige Entwicklungen gezogen werden. Es ist unsicher, wie sich die Kursverläufe in der Zukunft entwickeln werden.
Welche Kosten fallen an?
Beim Erwerb fällt regelmäßig ein Ausgabeaufschlag an. Weitere Kosten wie beispielsweise Handelsplatzentgelte sind möglich. Für die Verwahrung der Produkte in Ihrem Depot müssen Sie Depotgebühren bezahlen. Die Kosten mindern die Rendite. Das gilt insbesondere, wenn das Produkt vorzeitig endet. Die Erwerbskosten fallen bei einer kürzeren Laufzeit verhältnismäßig mehr ins Gewicht als wenn Sie sie auf mehr Jahre verteilen können.
Was sind die Chancen und Risiken?
Mit einem Express-Zertifikat haben Sie die Chance auf den Ertrag an den Stichtagen und auf Rückzahlung des Nennbetrages am Laufzeitende. Der Ertrag ist am höchsten, wenn der Kurswert des Basiswertes sich nicht so schlecht entwickelt, dass die Barriere unterschritten wird, aber auch nicht so gut entwickelt, dass das Auszahlungslevel überschritten wird. Sie setzen mit dem Produkt also vor allem auf seitwärtslaufende Kurse.
Entwickelt sich der Kurs so gut, dass das Zertifikat vorzeitig beendet wird, ist Ihre Rendite geringer. Denn sie bekommen dann nicht alle möglichen Ertragszahlungen. Außerdem sind die Kosten in diesem Fall verhältnismäßig höher (siehe Abschnitt "Welche Kosten fallen an?"). Für die Wiederanlage des Nennbetrages müssen Sie wieder etwas zahlen. Eventuell sind die erzielbaren Konditionen zum Wiederanlagezeitpunkt schlechter als im Zeitpunkt des Zertifikate-Kaufs.
Es ist möglich, dass der Kurs des Basiswertes an den Stichtagen so tief ist, dass kein Ertrag ausgezahlt wird und dass Sie zum Laufzeitende weniger als Ihren Anlagebetrag zurückbekommen.
Ein Express-Zertifikat können Sie grundsätzlich vom Erwerb bis zum Laufzeitende - in der Regel täglich - verkaufen. Dabei müssen Sie aber mit Abschlägen rechnen.
Auch wichtig: Beträge, die Sie in Express-Zertifikate angelegt haben, sind im Fall einer Insolvenz des Emittenten nicht geschützt. Die Einlagensicherung greift nicht.
Im schlimmsten Fall ist ein Totalverlust des eingesetzten Kapitals möglich. Verbundbanken, also Volks- und Raiffeisenbanken, Sparkassen, Landesbanken und Landesbausparkassen, sind in der Regel in einem besonderen System zusammengeschlossen, um eine Insolvenz oder Abwicklung rechtzeitig abzuwenden, Näheres dazu finden Sie hier. Ob eine Bank Mitglied einer solchen Institutssicherung ist, erfahren Sie bei der Bank selbst oder bei den entsprechenden Einrichtungen.
Darauf sollten Sie achten
Express-Zertifikate sind komplexe Finanzprodukte! Wenn Sie deren Funktionsweise und Risiken nicht vollständig verstehen können, dann gehen Sie dem auf den Grund und stellen Fragen!
Struktur des Produkts bewusstmachen: Ein Express-Zertifikat ist etwas ganz anders als beispielsweise Festgeld oder ein Sparbrief. Lassen Sie sich nicht vom möglichen Ertrag locken, sondern prüfen Sie, ob ein Express-Zertifikat auch in punkto Laufzeit und insbesondere Sicherheit zu Ihren Erwartungen passt.
Unterlagen sorgfältig prüfen: Prüfen Sie insbesondere das Basisinformationsblatt und die dort in Bezug genommenen Unterlagen. Bilden Sie sich eine eigene Meinung über den Basiswert. Informieren Sie sich ebenso über den Emittenten des Express-Zertifikats.
Expertenwissen nutzen: Nutzen Sie die Beratungsgespräche bei Banken und Sparkassen und/oder unabhängigen Honoraranlageberatungen zur Klärung aller offener Fragen. Kompetente Ansprechpartnerinnen und -partner finden Sie außerdem zum Beispiel bei den Verbraucherzentralen.
Wie für alle Geldanlagen gilt: Investieren Sie nur in Produkte, die Sie tatsächlich verstehen.