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Thema Verbraucherschutz Gehebelte Zertifikate

Gehebelte Zertifikate sind Produkte, bei denen Sie überproportional an steigenden oder fallenden Kursen eines anderen Kurswertes (Basiswertes) teilnehmen können. Die Funktionsweise ist für Anlegerinnen und Anleger häufig schwer nachzuvollziehen. Das Angebot ist groß und kaum zu überschauen. Wenn Sie sich für solche Produkte interessieren, sollten Sie wissen, dass die Renditechancen mit hohen Verlustrisiken einhergehen. Prüfen Sie die Produkte kritisch und investieren Sie nur, wenn Sie die Produkte verstehen - und die Risiken eingehen wollen.

Faktor-Optionsscheine (Faktor-Zertifikate)

Wie funktionieren Faktor-Optionsscheine?

Bei Faktor-Optionsscheinen kann für Anlegerinnen und Anleger die Möglichkeit bestehen, an der positiven Wertentwicklung (Long-Strategie) oder an der negativen Wertentwicklung (Short-Strategie) eines Basiswerts überproportional teilzuhaben. Bei der Long-Strategie sind die Zertifikate darauf angelegt, dass Anlegerinnen und Anleger von steigenden Kursen des Basiswerts profitieren. Bei der Short-Strategie sind die Zertifikate darauf angelegt, dass Anlegerinnen und Anleger von fallenden Kursen des Basiswerts profitieren. Basiswert kann eine Aktie, ein Index, ein Rohstoff-Future oder eine Währung sein. Die überproportionale Teilhabe an der Wertentwicklung resultiert aus einem festgelegten bzw. nicht dynamischen Hebel, der Wesensmerkmal eines Faktor-Optionsscheins ist. Der Wert solcher Faktor-Optionsscheine schwankt aufgrund ihres Hebels stärker als der Wert des zugrundeliegenden Basiswertes.

Je größer der Hebel, desto stärker reagiert der Wert des jeweiligen Zertifikates auf die Veränderung des zugrundeliegenden Basiswertes. So reagiert zum Beispiel ein Faktor-Optionsschein, der mit einem Hebel von 5 ausgestattet ist, auf eine Kursveränderung des Basiswertes um 10 % mit einer Wertveränderung um 50 %.

Ein wesentlicher Unterschied zu (anderen) Optionsscheinen (siehe unten) ist dabei, dass der Hebel über die komplette Laufzeit konstant bleibt.

Außerdem haben Faktor-Optionsscheine grundsätzlich eine unbegrenzte Laufzeit. Der Emittent behält sich hier in der Regel vor, das Papier täglich kündigen zu können.

Welche Gefahren birgt eine Anlage in einen Faktor-Optionsschein?

Produktbezogene Risiken

Aufgrund des in Faktor-Optionsscheine enthaltenen Hebels kann der Wert des Papiers täglich stark schwanken. Es besteht das Risiko, dass Anlegerinnen oder Anleger sehr hohe Verluste bis zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals erleiden können.

Darüber hinaus kann sich der Kurs des Faktor-Optionsscheins im zeitlichen Verlauf aus der Perspektive der Anlegerinnen und Anleger unerwartet entwickeln. Das zeigt folgendes Beispiel:

Jemand hat einen Faktor-Optionsschein mit Bezug auf einen bestimmten Basiswert erworben. Der Kurs des Basiswertes schwankt zehn Tage lange stark und notiert nach zehn Tagen wieder zu dem Wert, den er am Anfang der Phase hatte. Die Anlegerin bzw. der Anleger rechnet in der Regel damit, dass auch der Faktor-Optionsschein dann wieder den gleichen Wert wie zu Beginn der zehntägigen Schwankungsphase besitzt.

Das ist bei Faktor-Optionsscheinen aufgrund ihrer Methodik in Bezug auf die Wertermittlung aber nicht der Fall. Denn für diese Produkte wird täglich der prozentuale Gewinn/Verlust des Basiswertes berechnet und der jeweilige Tagesendstand als Berechnungsgrundlage für den Folgetag festgelegt. Dies wird als „Verkettung“ bezeichnet. Dadurch kann der Kurs des zugehörigen Faktor-Optionsscheins zu diesem Zeitpunkt, je nach Produkt und Hebel, teilweise erheblich vom Kurs zum Beginn dieser Phase abweichen. Im konkreten Beispiel hat das Faktor-Optionsschein am Ende der zehntägigen Phase, in denen der Kurs des Basiswertes nach den starken Schwankungen wieder zum Anfangswert zurückgekehrt ist, einen erheblich geringeren Wert.

Auch besteht das Risiko einer sogenannten negativen Seitwärtsrendite, wenn das Papier vor allem bei längerer Haltedauer trotz seitwärtsverlaufendem Kurspfades des Basiswertes erhebliche Verluste aufweist.

Da zusätzlich noch weitere Faktoren auf den Preis des Faktor-Optionsscheins einwirken können, kann die Kursentwicklung für Anlegerinnen und Anleger teilweise nur schwer nachvollziehbar sein.

Faktor-Optionsscheine sind darüber hinaus in der Regel mit einem täglichen Kündigungsrecht des Emittenten ausgestattet. Dies kann zu der Situation führen, dass Sie als Anlegerin oder Anleger, trotz des Erwerbs des „richtigen“ Faktor-Optionsscheins und einer positiven Wertentwicklung, nicht im erwarteten Umfang an der Kursentwicklung des entsprechenden Basiswertes teilhaben können, da er vom Emittenten gekündigt wird. Darüber hinaus ist ein Aussitzen von Verlusten gerade bei hohen Hebeln nur eingeschränkt möglich.

Der Handel mit Faktor-Optionsscheinen erfolgt schließlich, anders als zum Beispiel bei bekannten Standardaktien, nicht immer in ausreichenden Stückzahlen, um einen liquiden Handel sicherzustellen. Dies kann dazu führen, dass Sie im Extremfall davon abhängig sind, dass zum Zeitpunkt des gewünschten Verkaufs entsprechende Preise durch den Market-Maker angeboten („gestellt“) werden.

Emittentenrisiko

Die Bonität des Emittenten kann sich während der Laufzeit ändern. Wenn der Emittent des Papiers zahlungsunfähig wird, besteht die Gefahr, dass Sie einen Totalverlust erleiden.

Was kann mir die Anlage in Faktor-Optionsscheine bringen?

Wenn sich der Kurs des Basiswertes in die für das jeweilige Produkt aus Sicht des Anlegers „richtige“, Richtung bewegt, können kurzfristig hohe Renditen erzielt werden. „Kurzfristig“ bedeutet in diesem Zusammenhang zum Beispiel eine Haltedauer von einem Tag.

Optionsscheine

Wie funktionieren Optionsscheine?

Mit einem Optionsschein kaufen Sie von einem Verkäufer (=Emittent) für einen festgelegten Zeitraum (=“Laufzeit“) das Recht, ein bestimmtes Finanzinstrument („Basiswert“ oder „Underlying“) zu einem vorher festgelegten Kurs („Basispreis“) entweder zu kaufen (=“Call-Optionsschein“) oder zu verkaufen (=“Put-Optionsschein“). Als Käuferin oder Käufer haben Sie dabei die Option/das Wahlrecht, ob Sie dieses Recht ausüben oder nicht. Sie haben aber keine Verpflichtung, dies zu tun.

Optionsscheine enthalten einen sogenannten Hebel. Dies bedeutet, dass der Kurs eines Optionsscheines überproportional auf Kursveränderungen des jeweiligen Basiswertes reagiert. Dieser Hebel ist dabei nicht fixiert. Vielmehr verändert er sich während der Laufzeit, abhängig von der Ausgestaltung des jeweiligen Optionsscheins und der Entwicklung des Basiswertes. Insofern unterscheidet sich der Hebel zum Faktor-Zertifikat, bei dem der Hebel eine konstante Größe ist.

Anders als bei Investments zum Beispiel in Aktien, können Sie als Anlegerin oder Anleger bei Optionsscheinen für Sie unvorteilhafte Entwicklungen am Markt nicht „aussitzen“. Denn mit dem Ablauf der Laufzeit des Optionsscheines verfällt dieser wertlos.

Neben weiteren Faktoren bestimmen dabei hauptsächlich zwei Parameter den Wert eines Optionsscheines:

Der innere Wert des Optionsscheins

Dieser bestimmt sich nach dem Abstand des aktuellen Kurses des Basiswertes vom festgelegten Ausübungspreis des Optionsscheins (=“Strike-Price“).

Dazu ein Beispiel: Jemand hat einen Optionsschein gekauft, der ihm das Recht gewährt, eine Aktie der X AG zum Preis von 50 Euro zu kaufen (=Call-option). Notiert die Aktie der X AG heute an der Börse zum Kurs von 100 Euro, hat die Anlegerin bzw. der Anleger das Recht, die Aktie mit dem Optionsschein zu 50 Euro zu kaufen. Somit hat der Optionsschein einen inneren Wert von 50 Euro.

Notiert die Aktie der X AG dagegen aktuell bei 40 Euro, hat das Recht, die Aktie heute für 50 Euro kaufen zu können, keinen Wert. Denn es wäre billiger, die Aktie direkt an der Börse für 40 Euro zu erwerben als zu 50 Euro über den Optionsschein.

Der Zeitwert des Optionsscheins

Je länger die Restlaufzeit eines Optionsscheines ist, desto höher ist sein Zeitwert. (Der Zeitwert nimmt kontinuierlich während der Laufzeit ab.)

Denn wenn ein Optionsschein noch eine lange Laufzeit hat, verbleibt für die Inhaberin oder den Inhaber mehr Zeit, darauf zu warten, ob sich der Kurs des Basiswertes in die „richtige“ Richtung entwickelt, damit der innere Wert des Optionsscheins steigt.

Welche Gefahren birgt eine Anlage in einen Optionsschein?

Produktbezogene Risiken

Das Risiko, einen Totalverlust zu erleiden, ist bei einer Anlage in Optionsscheinen sehr hoch. Bewegt sich der Kurs des Basiswertes anders als erwartet, kann dies schnell zum vollständigen Verlust des investierten Kapitals führen.

Die Kurse von Optionsscheinen können während der Laufzeit wegen des Hebels stark schwanken. Auch eine längere Seitwärtsbewegung des Kurses des zugrundliegenden Basiswertes führt zu Verlusten durch den abnehmenden Zeitwert des Optionsscheins und ggf. zu dessen wertlosem Verfall mit Ablauf der Laufzeit.

Teilweise ist die Funktion und Kursentwicklung eines Optionsscheins für einen Anleger nicht oder nur schwer nachvollziehbar.

Der Handel mit Optionsscheinen erfolgt, anders als zum Beispiel bei bekannten Standardaktien, nicht immer in ausreichenden Stückzahlen, um einen liquiden Handel sicherzustellen. Dies kann dazu führen, dass Sie im Extremfall davon abhängig sind, dass zum Zeitpunkt des gewünschten Verkaufs entsprechende Preise durch den Market-Maker angeboten („gestellt“) werden.

Emittentenrisiko

Die Bonität des Emittenten kann sich während der Laufzeit ändern. Wenn der Emittent des Optionsscheins zahlungsunfähig wird, besteht die Gefahr, dass Sie einen Totalverlust erleiden.

Was kann mir die Anlage in Optionsscheine bringen?

Bei Optionsscheinen kann die Möglichkeit bestehen, mit relativ geringem Kapitaleinsatz in kurzer Zeit hohe Renditen zu erzielen. Das ist nämlich dann der Fall, wenn sich der Kurs des dem Optionsschein zugrundeliegenden Basiswertes innerhalb der Laufzeit in die aus Sicht der Anlegerin oder des Anlegers „richtige“ Richtung entwickelt.

Turbo-Zertifikate (Knock-Out-Produkte)

Wie funktionieren Turbo-Zertifikate?

Turbo-Zertifikate haben grundsätzlich die Eigenschaften von Optionsscheinen, das heißt Sie können mit geringem Kapitaleinsatz überproportional an Kursbewegungen eines Basiswertes teilhaben. Diese Zertifikate werden oft auch als Turbo-Optionsscheine bezeichnet.

Allerdings sind Turbo-Zertifikate noch risikoreicher. Denn zusätzlich zur hohen Schwankungsbreite von Optionsscheinen aufgrund des Hebels enthalten diese Papiere noch eine vorher definierte Kursschwelle („Knock-Out-Barriere“, deshalb auch: "Knock-Out-Produkte").

Berührt der Kurs des Basiswertes während der Laufzeit einmal diese Schwelle, verfällt das jeweilige Turbo-Zertifikat sofort wertlos.

Welche Gefahren birgt eine Anlage in ein Turbo-Zertifikat?

Produktbezogene Risiken

Das Risiko, einen Totalverlust zu erleiden, ist bei einer Anlage in Turbo-Zertifikate sehr hoch. Bei Erreichen der Knock-out-Schwelle erleiden die Anlegerinnen und Anleger sofort einen Totalverlust. Es gibt danach keine Möglichkeit mehr, an späteren Erholungen des Basiswertes teilzuhaben. Bewegt sich der Kurs des Basiswertes anders als von den Anlegerinnen und Anlegern erwartet, kann dies zum vollständigen Verlust des investierten Kapitals führen.

Die Kurse von Turbo-Zertifikaten können während der Haltedauer wegen des enthaltenen Hebels stark schwanken.

Der Handel mit Turbo-Zertifikaten erfolgt, anders als zum Beispiel bei bekannten Standardaktien, nicht immer in ausreichenden Stückzahlen, um einen liquiden Handel sicherzustellen. Dies kann dazu führen, dass Sie im Extremfall davon abhängig sind, dass zum Zeitpunkt des gewünschten Verkaufs entsprechende Preise durch den Market-Maker angeboten („gestellt“) werden.

Emittentenrisiko
Die Bonität des Emittenten kann sich während der Laufzeit ändern. Wenn der Emittent des Zertifikates zahlungsunfähig wird, besteht die Gefahr, dass Sie einen Totalverlust erleiden.

Was kann mir die Anlage in Turbo-Zertifikate bringen?

Bei Turbo-Zertifikaten kann die Möglichkeit bestehen, mit geringem Kapitaleinsatz hohe Renditen zu erzielen, wenn der Kurs des Basiswertes sich in die aus Sicht der Anlegerin bzw. des Anlegers „richtige“ Richtung bewegt.

Zusatzinformationen

Was Sie zu den Produktinformationen unbedingt beachten sollten

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