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Erscheinung:13.11.2017 | Thema Verbraucherschutz ESMA warnt Anleger vor den hohen Risiken der Initial Coin Offerings (ICOs)

Die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA) warnt Anleger vor den hohen Risiken sogenannter ICOs. Wenn Sie eine Investition in ICOs in Erwägung ziehen oder bereits in ICOs investiert haben, sollten Sie sich der zahlreichen Risiken einer solchen Anlage, bis hin zu einem Totalverlust Ihrer Investition, bewusst sein. Seien Sie sich insbesondere bewusst, dass Sie keinen Schutz im Falle unregulierter ICOs haben werden.

ESMA hat einen rasanten Zuwachs von ICOs beobachtet, die Kapital für Unternehmen aufnehmen. ESMA ist besorgt, dass sich Anleger der hohen Risiken nicht bewusst sind, die sie mit einer Investition in ICOs eingehen.
ICOs sind höchst spekulative Investitionen. Je nach Ausgestaltung können ICOs aus dem regulierten Bereich herausfallen, was zur Folge hat, dass Anleger dem mit regulierten Anlagen einhergehenden Schutz nicht unterliegen. ICOs sind aufgrund ihrer Anonymität und der Möglichkeit, mit ihnen in kurzer Zeit hohe Geldbeträge aufzunehmen, anfällig für Betrug und unerlaubte Tätigkeiten.

Was sind die wesentlichen Risiken einer Investition in ICOs?

ESMA betont, dass es sich bei ICOs um äußerst riskante und höchst spekulative Anlagen handelt. Anleger sollten sich darüber im Klaren sein, dass sie sich den nachfolgend aufgeführten Risiken aussetzen, wenn sie in ICOs investieren:

  • Unregulierter Bereich, anfällig für Betrug und gesetzeswidrige Aktivitäten: Je nach ihrer Ausgestaltung unterliegen ICOs gegebenenfalls nicht den geltenden Regeln und können aus dem regulierten Bereich herausfallen. Einige ICOs könnten für betrügerische oder unerlaubte Tätigkeiten genutzt werden - einige aktuelle ICOs wurden bereits als betrügerisch identifiziert. Hierbei kann ESMA nicht ausschließen, dass einige der ICOs zu Geldwäschezwecken genutzt werden. Sofern ein ICO nicht dem Geltungsbereich von EU-Rechtsvorschriften unterliegt, können Anleger nicht von dem Schutz, den diese Rechtsvorschriften gewähren, profitieren;
  • Hohes Risiko eines Totalverlusts des investierten Kapitals: In den meisten Fällen werden ICOs von Unternehmen an den Markt gebracht, die sich in einer sehr frühen Entwicklungsphase befinden. Bei solchen Unternehmen besteht grundsätzlich ein hohes Ausfallrisiko. Viele der ausgegebenen Coins und Tokens haben keinen intrinsischen Wert; sie verleihen lediglich das Recht auf Zugang oder die Nutzung einer Dienstleistung/eines Produkts, welche bzw. welches vom Emittenten noch entwickelt werden muss. Es gibt keine Garantie, dass die Dienstleistungen/Produkte eine erfolgreiche Entwicklung durchlaufen und selbst, wenn das Projekt erfolgreich verlaufen sollte, kann letztlich der Nutzen im Verhältnis zum investierten Kapital äußerst gering ausfallen;
  • Fehlende Ausstiegsmöglichkeiten und extrem hohe Preisvolatilität: Anleger sind unter Umständen daran gehindert, ihre Coins und Tokens zu handeln oder gegen herkömmliche Währungen wie den Euro einzutauschen. Nicht alle Coins und Tokens werden auf virtuellen Währungshandelsplattformen gehandelt und, wenn doch, können ihre Preise, wie bei anderen virtuellen Währungen, sehr volatil sein. Viele dieser Handelsplattformen sind nicht reguliert und anfällig für Marktmanipulation und Betrugshandlungen. Anlegern fehlen unter Umständen Ausstiegsmöglichkeiten oder sie können ihre Coins und Tokens über einen längeren Zeitraum nicht einlösen;
  • Unzureichende Informationen: Die Informationen, die Anlegern z.B. in so genannten White Papers zugänglich gemacht werden, sind in den meisten Fällen nicht durch einen Wirtschaftsprüfer geprüft, unvollständig, unausgewogen oder sogar irreführend. In der Regel werden mögliche Vorteile, aber nicht die Risiken betont. Sie sind technisch und nicht leicht verständlich. Anleger verstehen daher möglicherweise nicht die Risiken, die sie eingehen, und investieren folglich in Projekte, die ihren Bedürfnissen nicht entsprechen; und
  • Technische Mängel: Die Technologie der dezentral geführten Kontobücher (Distributed Ledger oder Blockchain Technologie), die den Coins und Tokens zugrunde liegt, ist noch weitgehend unerprobt. Es können Fehler im Code oder in den Programmen angelegt sein, die zur Erzeugung, Übertragung oder Speicherung von Coins oder Tokens genutzt werden. Es ist möglich, dass Anleger keinen Zugang zu ihren Coins oder Tokens haben, sie nicht kontrollieren können oder dass ihnen die Coins oder Tokens gestohlen werden, wie beispielsweise im Falle eines Hackerangriffs. Im Allgemeinen funktioniert die Technologie möglicherweise nicht schnell und sicher genug, z. B. in Spitzenzeiten mit intensiver Aktivität.

Was ist ein ICO?

Ein ICO ist eine innovative Methode, mit Hilfe von Coins oder Tokens, Kapital aufzunehmen. Ein ICO kann auch als Initial Token Offering oder Token Sale bezeichnet werden. Bei einem ICO gibt ein Unternehmen oder eine Einzelperson Coins oder Tokens heraus und verkauft sie im Austausch gegen herkömmliche Währungen, wie etwa Euro, oder noch häufiger gegen virtuelle Währungen wie Bitcoin oder Ether.

Die Merkmale und der Zweck der Coins und Tokens können sich je nach ICO unterscheiden. Einige Coins oder Tokens ermöglichen die Nutzung oder den Kauf von Dienstleistungen oder Produkten, die der Emittent mit dem Erlös aus dem ICO entwickelt. Mit anderen werden Stimmrechte oder Anteile an künftigen Einnahmen des Emittenten erworben. Einige haben keinen konkreten Mehrwert. Einige werden gehandelt und/oder lassen sich nach der Emission an spezialisierten Coin-Handelsplattformen gegen herkömmliche oder virtuelle Währungen eintauschen.

ICO Kampagnen werden online, d. h. über das Internet oder soziale Medien, durchgeführt. Die Coins und Tokens werden in der Regel mit der Distributed Ledger oder Blockchain Technologie (DLT) erzeugt und verbreitet. ICOs werden eingesetzt, um Mittel für eine Vielzahl von Projekten aufzunehmen, u. a. für Geschäfte, die die DLT nutzen. Praktisch jedermann mit Internetzugang kann an einem ICO teilnehmen.

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