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Erscheinung:30.06.2014 Interview mit BaFin-Exekutivdirektor Felix Hufeld: „Bestmögliche Effizienz und Qualität sicherstellen“

Zum 1. Juli 2014 hat die BaFin die Versicherungsaufsicht neu aufgestellt. Exekutivdirektor Felix Hufeld erläutert im Interview die Gründe für die Weiterentwicklung und erklärt, was das für die Versicherungsunternehmen bedeutet.

Herr Hufeld, Sie haben der Versicherungsaufsicht eine neue Struktur gegeben. Was ändert sich?

Ziel war es, eine Organisation zu schaffen, in der unterschiedlich spezialisierte Einheiten Ausichtsthemen dank einer stärkeren Fokussierung bestmöglich bearbeiten und sich dabei gegenseitig optimal ergänzen können. Es gibt nun drei Typen von Referaten: Grundsatzreferate, die für übergeordnete Themen wie Gesetzgebung, Risikomanagement oder Analysen zuständig sind, sowie Objekt- und Kompetenzreferate. Beides sind operative Aufsichtsreferate – mit dem Unterschied, dass die Objektreferate ein bestimmtes Portfolio von Unternehmen oder Gruppen beaufsichtigen, während die Kompetenzreferate auf bestimmte Themen spezialisiert sind, die viele Unternehmen betreffen. Rund drei Viertel der Beschäftigten der Versicherungsaufsicht sind in diesen operativen Referaten tätig.

Warum war es notwendig, die Struktur zu überdenken?

Es waren im Wesentlichen drei Gründe, die zu dieser Entscheidung geführt haben. Erstens hat sich das regulatorische Umfeld durch die Vorbereitung auf das neue europäische Aufsichtsregime Solvency II deutlich verändert. Darauf mussten wir reagieren. Zweitens gibt es Themen, die immer mehr an Bedeutung gewinnen. Wir müssen in der Lage sein, uns flexibel mit ihnen auseinanderzusetzen. Und drittens ist es immer ratsam, von Zeit zu Zeit zu hinterfragen, ob die vorhandenen Strukturen noch die bestmögliche Effizienz und Qualität der Arbeit sicherstellen. Kompetenzen sollten optimal gebündelt sein.

Bleiben wir einmal beim ersten Punkt: Inwiefern ist die Versicherungsaufsicht jetzt besser auf Solvency II eingestellt?

Unter Solvency II wird die Gruppenperspektive eine noch wichtigere Rolle spielen als bisher. Wir haben unsere Struktur darauf ausgerichtet und die Gruppenaufsicht entscheidend gestärkt. Das ist ein sehr bedeutendes Element der neuen Aufsichtsstruktur. Objekt- und Kompetenzreferate bilden künftig bei vielen Aufsichtsprozessen ein Team: Der Gruppenaufseher Aus dem Objektreferat ist dabei für die Gruppe und alle Einzelunternehmen zuständig und als zentraler Ansprechpartner insgesamt verantwortlich. Das heißt, die Aufsicht ist nicht mehr nach Sparten getrennt: Alle Unternehmen einer Gruppe werden von einem Referat beaufsichtigt, nach dem Prinzip 'One face to the customer'. Daneben gibt es natürlich eine Reihe von Fachthemen, für die Spezialwissen erforderlich ist. Dafür gibt es die Kompetenzreferate, die dafür verantwortlich sind, ihr jeweiliges Fachgebiet zu vertiefen und weiterzuentwickeln. Das Zusammenwirken dieser zwei Typen von Referaten prägt jetzt das operative Aufsichtshandeln gegenüber Gruppen wie auch Einzelunternehmen.

Sie sprachen von Themen, die an Bedeutung gewinnen. Können Sie Beispiele nennen?

Da gibt es eine ganze Reihe. Denken Sie etwa an den kollektiven Verbraucherschutz – hier werden neue Anforderungen auf die BaFin und damit auch auf die Versicherungsaufsicht zukommen. Ein weiteres wichtiges Beispiel sind neuartige Risiken, etwa in der IT. Hier nehmen die Ansprüche an die Qualität von Daten, deren Menge und Frequenz unter Solvency II stark zu und verlangen uns besonderes Know-How, Flexibilität und Reaktionsschnelligkeit ab. Dass wir flexibel sein und schnell reagieren können müssen, gilt übrigens auch ganz allgemein. Deshalb haben wir eine eigene Einheit für anlass-, projekt- und themenbezogene Prüfkampagnen geschaffen – also eine Art schnelle Eingreiftruppe, die die Schlagkraft der Aufsicht deutlich erhöhen wird. Sie kann fokussiert, schnell und flexibel Themen angehen, sei es nun die Schadenbearbeitung durch Versicherer oder Fragen der Vertriebscompliance, um nur zwei Beispiele zu nennen. Aber auch bei Themen wie Asset-Liability-Management, Aktuariat der Lebens- und Krankenversicherung oder Kapitalanlagemeldungen erschien es uns sinnvoll, das vorhandene Wissen in speziellen Einheiten zu bündeln. Aufgaben und Herausforderungen können wir so effizienter und besser angehen. Das ist nach meiner Überzeugung der Nährboden für aufsichtliche Spitzenqualität.

Was ändert sich für die Versicherungsunternehmen?

Die Kommunikation zwischen der BaFin und den Versicherern – vor allem den Gruppen – wird signifikant effizienter. Dadurch, dass die Objektreferate als Schnittstellen zu den Versicherern fungieren und die umfassende Verantwortung für alle Themen tragen, die das jeweilige Unternehmen oder die Gruppe betreffen, wird sich die Zahl der Ansprechpartner und Schnittstellen für die Versicherer reduzieren. Das ist ein wesentlicher Vorteil, den die Unternehmen aus der Weiterentwicklung der Versicherungsaufsicht gewinnen. Wer der jeweilige Ansprechpartner sein wird und welche Prozesse sich ändern, darüber werden wir die Unternehmen individuell informieren.

Zum Stichtag 1. Juli ist der Hebel umgelegt worden. Was ist mit Vorgängen, die schon vorher angelaufen sind?

In Einzelfällen wird es sinnvoll sein, Vorgänge noch nach den alten Zuständigkeiten abzuschließen. Das werden wir ganz pragmatisch von Fall zu Fall entscheiden. Wichtiger ist aber, dass wir uns nun auf die neuen Prozesse konzentrieren und darauf, dass die Verzahnung von Objekt- und Kompetenzreferaten und deren Zusammenspiel mit den beaufsichtigten Versicherungsunternehmen optimal gelingt.

Zahl der Beschäftigten

  • Versicherungsaufsicht gesamt: ca. 360
  • davon in der operativen Aufsicht: ca. 75 Prozent

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