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Erscheinung:15.03.2018 | Thema Sanierung/Abwicklung Sanierungsplanung: Quervergleich - Bankaufsichtliche Erfahrungen

Um die Standards deutscher Institute bei ihrer Sanierungsplanung zu erheben und zu bewerten, unterzieht die BaFin deren Sanierungspläne regelmäßigen Quervergleichen. 2017 standen dabei insbesondere die verwendeten Sanierungsindikatoren, die Auswahl und Umsetzbarkeit der in den Sanierungsplänen dargestellten Handlungsoptionen sowie die Risiken in den Szenarien im Fokus.

Die detaillierten Ergebnisse des Quervergleichs, der 33 Sanierungspläne von bedeutenden und weniger bedeutenden Instituten umfasste, sind in erster Linie für die Aufsicht bestimmt und können nicht veröffentlicht werden. Der vorliegende Beitrag gibt jedoch einen allgemeinen Überblick über den Status Quo deutscher Institute bei der Sanierungsplanung.

Sanierungsindikatoren

Gemäß den Leitlinien der Europäischen Bankenaufsichtsbehörde EBA zur Mindestliste der qualitativen und quantitativen Indikatoren des Sanierungsplans müssen Institute in ihren Sanierungsplänen verschiedene Sanierungsindikatoren verwenden. Pflichtkategorien sind dabei Kapital, Liquidität, Rentabilität und Qualität der Vermögenswerte; daneben sind marktbasierte und makroökonomische Indikatoren zu verwenden, soweit sie für das Institut von Bedeutung sind.

Der Quervergleich der Sanierungspläne hat insofern gezeigt, dass die Institute über die Auswahl ihrer Indikatoren ein breit gefächertes Spektrum abdeckten. Allerdings berücksichtigten nicht alle Institute die Pflichtkategorien der EBA-Mindestliste in vollem Umfang. Lediglich aus der Kategorie Kapital wählten alle im Quervergleich erfassten Institute mindestens einen Sanierungsindikator aus (siehe Grafik: Abdeckung der Kategorien). Alle übrigen Kategorien wiesen zum Teil noch beträchtliche Lücken auf. Hier besteht Nachholbedarf.

Hinsichtlich der Anzahl der Indikatoren pro Kategorie zeigte der Quervergleich, dass vier von fünf Instituten für die Kategorie Kapital mindestens drei verschiedene Indikatoren verwendeten. Für die Kategorie Liquidität nutzten immerhin noch knapp 60 Prozent der Institute mindestens drei verschiedene Indikatoren. Für die Kategorien Rentabilität und Qualität der Vermögenswerte sahen die meisten Institute nur zwei Indikatoren vor. Die Abdeckung der Kategorien Marktbasiert und Makroökonomisch ist noch dünner. Hier nutzten jeweils mehr als 60 Prozent der Institute nur einen oder gar keinen Indikator.

Abdeckung der Kategorien

Abdeckung der Kategorien Grafik: Abdeckung der Kategorien; © BaFin Abdeckung der Kategorien

Am häufigsten nutzten die Institute als Einzelindikatoren die Mindestliquiditätsquote, die Gesamtkapitalquote und die harte Kernkapitalquote, gefolgt von der Verschuldungsquote und dem Indikator zu bedeutenden operativen Verlusten. Jeweils neun von zehn Instituten verwenden diese Indikatoren. Grund hierfür könnte sein, dass diese Kennzahlen für das aufsichtliche Meldewesen ohnehin verpflichtend zu berechnen sind. Außerdem sind sie jeweils mit einer regulatorischen Mindestquote belegt, die den Instituten möglicherweise bei der Bemessung des Sanierungsschwellenwerts als Orientierung dient.

Danach nimmt die Verwendungsquote deutlich ab: Während die operativen Verluste sowie die Eigenkapitalrendite noch von etwa der Hälfte der Institute als Sanierungsindikatoren genutzt werden, spielen die übrigen Indikatoren in der Sanierungsplanung eine eher untergeordnete Rolle.

Handlungsoptionen

Der Quervergleich ergab zudem, dass die Institute in ihren Sanierungsplänen durchschnittlich rund 20 Handlungsoptionen darstellen. Dabei war die Zahl der Handlungsoptionen unabhängig von der Größe des Instituts, das heißt größere Institute verfügten nicht immer über mehr Handlungsoptionen als kleinere.

Daneben fiel im Quervergleich insbesondere auf, dass einige Kategorien von Handlungsoptionen deutlich häufiger vertreten waren als andere. Rund 70 Prozent aller Handlungsoptionen entfielen auf die Kategorien Reduzierung von Risikopositionen, Kapitalerhöhungsoptionen und Veräußerungsoptionen (siehe Grafik: Handlungsoptionen nach Kategorie). Zur ersten Kategorie zählen beispielweise die Einstellung des Neugeschäfts, Syndizierungen und Verbriefungen in Form von True-Sale-Transaktionen. Bei den Kapitalerhöhungsoptionen kommen unter anderem externe Kapitalerhöhungen sowie Kapitalerhöhungen durch Mutterinstitute in Frage; Veräußerungsoptionen sind der Verkauf von Beteiligungen und anderen Vermögenswerten.

Dies entspricht den Erkenntnissen früherer Quervergleiche. Handlungsoptionen dieser Kategorien zählen also zum festen Repertoire aller Institute für Krisensituationen und sind somit für ihre Sanierungsplanung von besonderer Bedeutung.

Handlungsoptionen nach Kategorie

Handlungsoptionen nach Kategorie Grafik: Handlungsoptionen nach Kategorie; © BaFin Handlungsoptionen nach Kategorie

Demgegenüber wurden Maßnahmen wie beispielsweise Kosteneinsparungen, das Management von Verbindlichkeiten und Verschmelzungen weitaus seltener genannt, sind also aus Sicht der Institute für die Bewältigung einer Krise viel weniger relevant.

Im Hinblick auf die Krisentauglichkeit der Handlungsoptionen zeigte der Quervergleich, dass die Institute davon ausgehen, in Krisensituationen rund 40 Prozent ihrer Handlungsoptionen innerhalb von drei Monaten umsetzen zu können. Sie bewerteten die Durchführbarkeit für die Hälfte ihrer Handlungsoptionen als „hoch“.

Szenarien

Bei der Ausgestaltung ihrer Stress-Szenarien setzten die Institute weniger auf singuläre Schadens-Ereignisse als vielmehr auf eine Kombination beziehungsweise eine Abfolge mehrerer Ereignisse, um ihre finanzielle Lage nachhaltig so zu verschlechtern, dass die Umsetzung von Handlungsoptionen erforderlich wird. Im Bereich der marktweiten Szenarien verwendeten die Institute dabei am häufigsten eine erneute schwere Finanzkrise als (mit-)auslösendes Schadensereignis, zum Beispiel eine globale Finanzkrise oder eine Krise der Euro-Zone (siehe Grafik Risikoverteilung in den Stress-Szenarien).

Als institutsspezifische, szenariorelevante Risiken nutzten die Institute vor allem operative Risiken wie IT-Schadensfälle und Hacker-Angriffe, Adressenausfallrisiken – zum Beispiel den Ausfall einer wichtigen Gegenpartei oder eines Kunden – sowie Reputationsrisiken etwa durch Medienberichte oder verschlechterte Ratings dazu, eine Krise auszulösen oder zu verschärfen.

Risikoverteilung in den Stress-Szenarien

Risikoverteilung in den Stress-Szenarien Grafik: Risikoverteilung in den Stress-Szenarien; © BaFin Risikoverteilung in den Stress-Szenarien

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