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Versicherungsgruppen unter Stress © istockphoto.com/BrianAJackson

Erscheinung:18.12.2018 Versicherungsgruppen unter Stress

EIOPA veröffentlicht Ergebnisse des Stresstests 2018

Die europäische Versicherungsbranche hat sich im europaweiten Stresstest 2018 als grundsätzlich robust erwiesen. Dies gilt insgesamt auch für die fünf teilnehmenden Versicherungsgruppen aus Deutschland. Die Europäische Aufsichtsbehörde für das Versicherungswesen und die betriebliche Altersversorgung EIOPA hat die Ergebnisse des Stresstests am 14. Dezember veröffentlicht.

Deutsche Teilnehmer bestätigen den europäischen Gesamteindruck

Bei einer Realisierung der Stressszenarien wäre die europäische Versicherungsbranche ganzheitlich betrachtet robust aufgestellt. Allerdings führen die beiden Szenarien eines Zinsrückgangs mit langfristigem Niedrigzinsumfeld und eines Zinsanstiegs mit Kapitalmarktverwerfungen jeweils zu einem deutlichen Rückgang bei der Bedeckung der regulatorischen Kapitalanforderungen mit Eigenmitteln. Dieser wäre jedoch verkraftbar. Hierbei zeigen auch die Maßnahmen für langfristige Garantien (Long Term Guarantees – LTG), dass sie die beabsichtigte antizyklische Wirkung entfalten.

Auch die teilnehmenden deutschen Gruppen zeigten sich insgesamt krisenfest. Es wurde jedoch deutlich, dass eine anhaltende Niedrigzinsphase gerade für die deutschen Teilnehmer eine Herausforderung bleibt.

In den EIOPA-Stresstest 2018 waren 42 große europäische Versicherungsgruppen einbezogen. Aus Deutschland nahmen Allianz SE, Munich Re, HDI V.a.G., R+V Versicherung und die HUK-COBURG Versicherungsgruppe teil.

Konfiguration des Stresstests

Ziel des Stresstests war es, mögliche Risiken für die Versicherungsbranche, die aus adversen Entwicklungen resultieren könnten, zu identifizieren und einzuschätzen. Dabei ging es nicht um ein Bestehen oder Nichtbestehen des Tests. Oder wie es EIOPA ausdrückt: „It is not a pass-or-fail exercise“. Auch führen die Ergebnisse nicht zu zusätzlichen regulatorischen Eigenmittelanforderungen.

Der Stresstest fand auf Basis des Solvency-II -Bewertungsstandards zum Bewertungsstichtag 31. Dezember 2017 statt. Er umfasste drei Stressszenarien:

  • Zinsrückgang mit langfristigem Niedrigzinsumfeld und gleichzeitiger Verlängerung der Lebenserwartung
  • Zinsanstieg mit deutlichen Kapitalmarktverwerfungen und hohem Storno
  • eine Serie von Naturkatastrophen

Zur Beurteilung der Stressauswirkung gab EIOPA den teilnehmenden Versicherungsgruppen erstmals auch die Neuberechnung der Solvenzkapitalanforderungen (SCR) vor (siehe BaFinJournal Juli 2018).

Drei Fragen an BaFin-Exekutivdirektor Dr. Frank Grund zum EIOPA-Stresstest

Herr Dr. Grund, wie beurteilen Sie die Ergebnisse des aktuellen Stresstests großer europäischer Versicherungsgruppen?

Die Resultate decken sich mit unseren Erkenntnissen aus der laufenden Aufsicht. Erwartungsgemäß reagieren die Versicherungsunternehmen sensibel auf deutliche Änderungen an den Kapitalmärkten und ein verändertes Zinsumfeld.

Was gibt es speziell aus deutscher Sicht zu sagen?

Aufgrund ihrer langfristigen Verpflichtungen sind einige deutsche Unternehmen von der Niedrigzinsphase besonders betroffen – im Stresstest, aber auch in der Realität. Beispielsweise haben deutsche Lebensversicherer in der Vergangenheit teils hohe Verzinsungen garantiert, die sich heute nicht mehr ohne weiteres am Kapitalmarkt erwirtschaften lassen. Trotzdem haben sich die deutschen Versicherungsgruppen im Stresstest unter dem Strich als widerstandsfähig erwiesen.

Lässt denn der EIOPA-Stresstest Rückschlüsse auf die Lebensversicherungsbranche zu?

Im Gegensatz zum EIOPA-Stresstest 2016 wurden diesmal nicht die größten Lebensversicherer, sondern große Versicherungsgruppen getestet. Rückschlüsse auf die deutsche Lebensversicherungsbranche lässt der Stresstest daher nicht zu. Hierfür bedienen wir uns anderer Instrumente, insbesondere der jährlichen Prognoserechnung.

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