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Erscheinung:20.11.2023 | Thema Verbraucherschutz Digitale Finanzdienstleistungen: beliebt, aber nicht ohne Risiken

(BaFinJournal) Die meisten Menschen bewegen sich in der digitalen Welt vorsichtig, wie eine Auswertung der BaFin zeigt. Aber schon ein kurzer Moment des Leichtsinns oder kleine Wissenslücken können Probleme verursachen.

Viele Verbraucherinnen und Verbraucher nutzen digitale Finanzdienstleistungen. Vor allem das Onlinebanking ist beliebt. Allerdings sind die Nutzerinnen und Nutzer nicht immer vorsichtig genug. Das ist ein Ergebnis einer Auswertung der BaFin. Grundlage dafür war eine Befragung des Internationalen Netzwerks zur Finanziellen Bildung (International Network on Financial Education – INFE) der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (Organisation for Economic Co-operation and DevelopmentOECD).

Die Finanzaufsicht BaFin hat die Studie in Deutschland koordiniert. Sie hat die Daten zu den Themen finanzielle Resilienz, Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Finanzwissen ausgewertet. Die OECD stellt länderübergreifende Ergebnisse zu einem späteren Zeitpunkt vor (siehe Infokasten am Ende des Artikels).

Ergebnisse auf einen Blick

  • Mehr als drei Viertel der Befragten überprüfen online ihren Kontostand oder Transaktionen, bezahlen Rechnungen oder überweisen Geld.
  • Zwei Prozent haben ungewollt Passwörter oder andere sensible Informationen weitergegeben.
  • Nur 45 Prozent der Befragten wissen, dass ein online geschlossener Finanzvertrag nicht zusätzlich auf Papier unterzeichnet werden muss.
  • Krypto-Assets/Kryptotoken sind in Deutschland deutlich bekannter geworden. 84 Prozent haben schon einmal davon gehört. Fünf Prozent der Befragten besitzen diese Produkte.

Digitale Finanzdienstleistungen sind beliebt

Für alltägliche Finanzgeschäfte nutzen viele Menschen digitale Finanzdienstleistungen: So überprüften mehr als drei Viertel der Befragten innerhalb von zwölf Monaten manchmal oder häufiger online ihren Kontostand oder bezahlten Rechnungen online.

Andere digitale Finanzdienstleistungen sind weniger gefragt. Nur 30 Prozent der Teilnehmenden nutzen wenigstens ab und an Webseiten oder Apps, die unterschiedliche Finanzkonten bündeln. 27 Prozent zahlten im Betrachtungszeitraum im Geschäft mit dem Smartphone.

Jeweils 39 Prozent der Befragten haben online schon einmal ein Konto eröffnet oder eine Zahlungskarte beantragt, 35 Prozent haben online eine Versicherung abgeschlossen.

Ältere Menschen nutzen digitale Finanzdienstleistungen seltener als jüngere. Etablierte Produkte sind aber auch bei vielen 60- bis 79-Jährigen beliebt. Ein Großteil dieser Altersgruppe hat in einem Zeitraum von zwölf Monaten wenigstens hin und wieder online Rechnungen bezahlt (69 Prozent) oder die Umsätze auf dem Konto überprüft (66 Prozent).

Nur 18 Prozent der Älteren haben bereits mit dem Smartphone im Geschäft bezahlt. 16 Prozent nutzten Webseiten oder Apps, die unterschiedliche Finanzkonten bündeln. Immerhin 36 Prozent der 60- bis 79-Jährigen gaben an, dass ihnen digitale Tools die Verwaltung ihrer Finanzen erleichtern. Bei den Jüngeren ist dieser Anteil mit 60 Prozent aber deutlich größer.

Verbraucherinnen und Verbraucher sind nicht immer vorsichtig

Viele Verbraucherinnen und Verbraucher verhalten sich in der digitalen Welt vorsichtig. 95 Prozent der Befragten teilen in den sozialen Medien und im Internet keine Informationen zu ihrer finanziellen Situation. Fast ebenso viele teilen selbst engen Freundinnen und Freunden nie Passwörter oder PIN-Nummern für das Bankkonto mit. Die große Mehrheit von 88 Prozent hält es auch für wichtig, vor einer Online-Transaktion zu prüfen, ob die genutzte Website sicher ist.

Obwohl Vorsicht überwiegt, haben in einem Zeitraum von zwei Jahren immerhin zwei Prozent der Befragten ungewollt persönliche Informationen wie Passwörter und PIN-Nummern von Zahlungskarten als Reaktion auf gefälschte E-Mails, Anrufe oder Nachrichten in den sozialen Medien preisgegeben (siehe hierzu auch Infokasten unten).

Zwei Prozent gaben an, infolge eines Hacker- oder Phishing-Angriffs Geld verloren zu haben. Leichtsinn könnte ein Grund dafür sein: So halten 19 Prozent Online-Einkäufe über ein öffentlich zugängliches WLAN – zum Beispiel in einem Café – für sicher.

Auf einen Blick:Datendiebstahl: Was Betroffene tun sollten

  • Verbraucherinnen und Verbraucher sollten wachsam mit ihren sensiblen Daten sein. Im Betrugsfall ersetzt die Bank den Schaden nur, wenn Betroffene alle Sorgfaltspflichten erfüllt haben und keinerlei Mitschuld tragen.
  • Wer Opfer eines Betrugs geworden ist oder dies vermutet, sollte seine Zahlungskarten bzw. den Zugang zum Onlinebanking sofort sperren.
  • Wer Karten- oder Banking-Daten preisgegeben hat, sollte sich sofort mit seiner Bank in Verbindung setzen und Kontoumsätze aufmerksam beobachten. Bei unberechtigten Zahlungen oder Abhebungen sind Betroffene verpflichtet, den Schaden sofort ihrer Bank zu melden.

Wissenslücken bei Online-Verträgen

Wenn Verbraucherinnen und Verbraucher Verträge online abschließen, sind viele sorglos: 56 Prozent sagen, dass sie bei einem Vertrag in Papierform das Kleingedruckte eher läsen als online. Das könnte auch an fehlenden Kenntnissen liegen: Nur 45 Prozent der Befragten wissen, dass ein online geschlossener Finanzvertrag nicht zusätzlich auf Papier unterzeichnet werden muss, damit er rechtskräftig ist.

Kryptowerte werden bekannter

Krypto-Assets/Kryptotoken sind in Deutschland deutlich bekannter geworden. 84 Prozent der Befragten haben schon einmal davon gehört. Bei der letzten Erhebung im Jahr 2019 waren es nur 49 Prozent. Inzwischen besitzen fünf Prozent der Befragten diese Produkte, 2019 lag dieser Anteil noch bei null.

Auch beim Thema Krypto gibt es Wissenslücken: Rund ein Drittel der Befragten weiß nicht, dass Krypto-Währungen kein gesetzliches Zahlungsmittel sind.

Auf einen Blick:OECD/INFE-Studie zur finanziellen Bildung von Erwachsenen in Deutschland 2022

Die Studie zur finanziellen Bildung ist Teil einer Befragung, die das Internationale Netzwerk zur Finanziellen Bildung der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (Organisation for Economic Co-operation and DevelopmentOECD) entwickelt und koordiniert hat. Ziel ist es, eine international vergleichbare Datenbasis zur finanziellen Bildung und finanziellen Inklusion zu schaffen.

Die Befragungen finden in einem Abstand von drei Jahren statt. Bislang gab es vier Befragungen, die vorletzte 2019. Die BaFin koordiniert seitdem die Datenerhebung für Deutschland. Die aktuellste Erhebung fand im September und Oktober 2022 statt. Dabei führte ein Marktforschungsinstitut 1.000 computergestützte Telefoninterviews mit Erwachsenen zwischen 18 und 79 Jahren durch. Die BaFin wertet diese Daten auch selbst aus und nutzt die Erkenntnisse, um ihr Mandat im kollektiven Verbraucherschutz auszuüben.

Die umfangreiche Befragung umfasste die Einstellungen der Befragten zu Geld und Finanzen, ihre Probleme mit Finanzprodukten oder -dienstleistungen oder ihr Vertrauen in das Finanzsystem. Länderübergreifende Ergebnisse der internationalen Studie werden von der OECD zu einem späteren Zeitpunkt veröffentlicht.

Die BaFin hat die Daten für Deutschland in Bezug auf die Themen finanzielle Resilienz, Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Finanzwissen ausgewertet.

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