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Zwei Frauen und ein Mann unterhalten sich. © stock.adobe.com

Erscheinung:19.12.2024 Wenn Raten zur Belastung werden

Für den Traum von den eigenen vier Wänden nehmen viele Menschen einen Kredit auf: für den Kauf, die Modernisierung oder zur Anschlussfinanzierung. Eine aktuelle BaFin-Umfrage zeigt: Einige haben später Schwierigkeiten, die Raten aufzubringen. Von Ulrich Quaas, BaFin-Kommunikation, mit Michael Hoi und Felix Scherger, BaFin-Verbraucherschutz

Einen Immobilienkauf aus eigener Kraft stemmen – das können die Wenigsten. Viele wollen daher einen Kredit aufnehmen. Fühlen sie sich gut beraten? Haben sie den Kredit bekommen? Haben sie Probleme, die Raten zu zahlen? Und brauchen sie eine Anschlussfinanzierung? Das wollte die BaFin herausfinden und hat dafür im Sommer 2024 mehr als 3.000 Verbraucherinnen und Verbraucher befragen lassen (siehe Infokasten).

Die wichtigsten Erkenntnisse der BaFin-Umfrage:

  • Rund vier von fünf Befragten, die eine Immobilienfinanzierung suchen, lassen sich professionell beraten. 88 Prozent fühlen sich dabei gut über die Risiken der Finanzierung aufgeklärt.
  • Knapp die Hälfte der Befragten, die eine laufende Immobilienfinanzierung mit festem Zinssatz haben, braucht eine Anschlussfinanzierung. 40 Prozent davon bereits 2025 oder 2026.
  • Fast jede vierte Person, die Konditionsanfragen oder Kreditanträge für eine Anschlussfinanzierung gestellt hat, erhielt eine oder mehrere Absagen.
  • Mehr als die Hälfte der Befragten, die eine Immobilienfinanzierung haben, finden es schwierig, ihre Lebenshaltungskosten und die monatlichen Raten aufzubringen.
  • Jede fünfte Frau und jeder zehnte Mann, die oder der einen Immobilienkredit alleine finanziert, gibt mehr als 40 Prozent des monatlichen Nettoeinkommens für die Ratenzahlung aus.

Überwiegend gute Beratung zur Immobilienfinanzierung

81 Prozent der Befragten, die zum Zeitpunkt der BaFin-Erhebung eine Immobilienfinanzierung suchten, haben sich bei einer Bank, Sparkasse, Versicherung, Bausparkasse, einem Kreditvermittler oder einer -vermittlerin professionell beraten lassen. Fast alle fühlten sich dabei gut informiert. In den Gesprächen wurde den Befragten fast immer genau vorgerechnet, welche Kreditrate zur persönlichen Lebenssituation passt. Die meisten Befragten fühlten sich zudem gut darüber informiert, wie sie eine Finanzierung gegen Schicksalsschläge wie Arbeitslosigkeit oder Erkrankung schützen können. 88 Prozent hatten das Gefühl, vom Berater bzw. der Beraterin gut über Risiken aufgeklärt worden zu sein, die mit einer Immobilienfinanzierung zusammenhängen. Das bedeutet aber auch: Mehr als jede(r) Zehnte fühlt sich nicht gut darüber informiert.

Kredite: Absagen bei wenig Eigenkapital und geringem Einkommen

71 Prozent der Befragten, die eine Immobilienfinanzierung suchten, haben eine oder mehrere Konditionsanfragen oder Kreditanträge gestellt. Knapp ein Drittel von ihnen erhielt daraufhin mindestens eine Absage. Etwas geringer war die Ablehnungsquote bei Anträgen für eine Anschlussfinanzierung (22 Prozent). Begründeten die Anbieter ihre Absage, gaben sie am häufigsten das zu geringe Eigenkapital oder zu wenig Einkommen der Interessenten an. Weitere Ablehnungsgründe waren Rückbuchungen auf Kontoauszügen, überzogene Dispokredite oder negative Schufa-Einträge.

BaFin-Umfrage Immobilienfinanzierung

An der Online-Erhebung der BaFin zum Thema Immobilienfinanzierung nahmen 3.060 repräsentativ ausgewählte Personen teil.

  • 21 Prozent bzw. 633 der Befragten waren zum Zeitpunkt der Umfrage auf der Suche nach einer Immobilienfinanzierung, vor allem um eine bestehende Immobilie zu kaufen oder zu modernisieren.
  • 23 Prozent bzw. 706 der Befragten hatten zum Zeitpunkt der Umfrage eine laufende Immobilienfinanzierung. Knapp ein Viertel von ihnen hat zwei oder mehr solcher Kreditverträge.

Durch ihre Studie wollte die BaFin vor allem herausfinden,

  • wie die Befragten die Qualität von Kreditberatungen einschätzen,
  • wie viele und warum Kreditanfragen abgelehnt werden,
  • ob Ratenzahlungen bei den Befragten finanzielle Schwierigkeiten auslösen und
  • wie hoch der Bedarf und Umfang an Anschlussfinanzierungen ist.

Finanzielle Engpässe sind keine Seltenheit

In der Umfrage wollte die BaFin auch wissen, wie häufig Kreditnehmerinnen und -nehmer Schwierigkeiten haben, ihre Lebenshaltungskosten und die monatliche Kreditrate aus dem laufenden Einkommen aufzubringen. Das Ergebnis: Mehr als 50 Prozent haben diese Probleme selten bis immer (siehe Infografik 1). Um die Ausgaben zu bewältigen, greifen viele auf Ersparnisse zurück, verschieben geplante Ausgaben oder nehmen eine Nebentätigkeit auf.

Von den Befragten mit Zahlungsschwierigkeiten gab zudem mehr als die Hälfte an, kurzfristig weitere Schulden zu machen, unter anderem, indem sie Rechnungen verzögert begleichen oder Kreditkarten und Dispokredite nutzen. „Das finden wir problematisch, weil solche kurzfristigen Kredite meist recht viel kosten“, erklärt BaFin-Verbraucherschutzbeauftragter Christian Bock im Interview auf der BaFin-Website. Die Verbraucherinnen und Verbraucher könnten zudem den Überblick über ihre Schulden verlieren und in eine Schuldenspirale geraten.

Von denen, die zum Zeitpunkt der BaFin-Erhebung einen Immobilienkredit haben, ist zudem knapp jeder und jede Vierte besorgt, dass die Finanzierung scheitern könnte.

Schwierigkeiten bei Ratenzahlung

Basis: 706 Befragte Basis: 706 Befragte (c) BaFin Schwierigkeiten bei Ratenzahlung

Hohe Nachfrage nach Anschlussfinanzierung

Die meisten Kreditnehmerinnen und -nehmer – 91 Prozent – haben bei der aktuellen Finanzierung einen festen Zinssatz vereinbart. Knapp die Hälfte wird danach eine Anschlussfinanzierung benötigen, um die Restschuld zu begleichen. Bei 40 Prozent davon ist das bereits 2025 oder 2026 der Fall. Sollte das Hypothekenzinsniveau bis dahin nicht spürbar sinken, werden viele dieser Kreditnehmerinnen und -nehmer ihre Anschlussfinanzierung zu einem deutlich höheren Zinssatz abschließen müssen – zumindest die, die aktuell eine fünf- oder zehnjährige Zinsbindungsfrist haben.

Durchschnittliche Kreditrate: 767 Euro

Ein weiteres Ergebnis der BaFin-Umfrage: 44 Prozent der Befragten finanzieren ihren Kredit gemeinschaftlich, 56 Prozent allein. Im Durchschnitt geben alle befragten Kreditnehmerinnen und -nehmer 767 Euro für ihre monatliche Rate aus. Bei allein Finanzierenden entspricht das einer durchschnittlichen Kreditbelastungsquote von 27 Prozent, bei gemeinsam Finanzierenden sind es lediglich 16 Prozent.

Frauen haben höhere Kreditbelastungsquote

Auffällig ist zudem ein geschlechtsspezifischer Unterschied: 20 Prozent der allein finanzierenden Frauen haben eine Kreditbelastungsquote von mehr als 40 Prozent. Bei allein finanzierenden Männern ist das nur bei knapp jedem Zehnten der Fall (siehe Grafik 2). Unabhängig vom Geschlecht verbleiben diesen Befragten nach Abzug der Kreditrate im Schnitt 823 Euro ihres Nettoeinkommens, um alle weiteren Ausgaben zu bestreiten. Diese Gruppe könnte daher besonders gefährdet sein, sich zu überschulden – vor allem, wenn negative Ereignisse wie ein Unfall oder Jobverlust ihre finanzielle Leistungsfähigkeit weiter einschränken.

Höhe der Kreditbelastungsquote

Basis: 694 Kreditnehmerinnen und -nehmer (167 weiblich, 227 männlich) Basis: 694 Kreditnehmerinnen und -nehmer (167 weiblich, 227 männlich) (c) BaFin Höhe der Kreditbelastungsquote

Die BaFin informiert

Verbraucherinnen und Verbraucher erhalten umfassende Informationen rund um Immobilienkredite auf der Website der BaFin.

Zusatzinformationen

Interview zur Immobilienfinanzierung mit dem Verbraucherschutzbeauftragten der BaFin

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