© stock.adobe.com
Erscheinung:19.12.2024 „Ehrlich zu sich selbst sein“
Einen Immobilienkauf können viele Menschen nur mit einem Kredit stemmen. Einige übernehmen sich dabei, wie eine repräsentative Umfrage der BaFin zeigt. Was Verbraucherinnen und Verbraucher bei Immobilienkrediten beachten sollten, erläutert der Verbraucherschutzbeauftragte der BaFin, Christian Bock.
Herr Bock, die BaFin hat zuletzt mehr als 3.000 Personen zur Immobilienfinanzierung befragt. Im Fokus stand auch, ob die Befragten sich die Finanzierung leisten können.
Christian Bock: Ja, so kann man es sagen. Wir haben Immobilienkreditnehmerinnen und -nehmer gefragt, wie häufig sie in den vergangenen 24 Monaten Schwierigkeiten hatten, die monatliche Kreditrate und ihre Lebenshaltungskosten aus dem laufenden Einkommen aufzubringen. Das Ergebnis: Mehr als die Hälfte haben solche Schwierigkeiten. Viele von ihnen selten oder manchmal, 13 Prozent sogar häufig oder immer.
Was machen die Betroffenen, wenn sie in Zahlungsschwierigkeiten geraten?
Bock: Viele greifen auf Ersparnisse zurück, verschieben oder verringern geplante Ausgaben, arbeiten mehr oder nehmen eine Nebentätigkeit auf.
Was uns Sorgen bereitet: Mehr als die Hälfte der Befragten, die mindestens selten Probleme hatten, haben on top oder stattdessen weitere Schulden gemacht, die sie kurzfristig zurückzahlen müssen. Sie haben angegeben, Rechnungen verspätet oder per Kreditkarte zu bezahlen und Dispokredite zu nutzen und zu überziehen. Das finden wir problematisch, weil solche kurzfristigen Kredite meist recht viel kosten.
Aber das ist nicht das einzige Problem.
Bock: Genau. Diese Verbraucherinnen und Verbraucher können den Überblick über ihre Schulden verlieren und in eine Schuldenspirale geraten. Mit der Konsequenz, dass sie ihre Schulden nicht mehr zurückzahlen können.
Die BaFin informiert
Verbraucherinnen und Verbraucher erhalten umfassende Informationen rund um Immobilienkredite auf der Website der BaFin.
Was können Kreditnehmerinnen und -nehmer tun, wenn sie Probleme mit der Ratenzahlung haben?
Bock: Wer Schwierigkeiten hat, die monatlichen Raten aufzubringen, sollte sich professionelle Unterstützung suchen. Das gilt vor allem, wenn man sich überschuldet hat. Hier hilft ein Blick auf die Website der Bundesarbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung . Sie informiert, welche Beratungsstellen es gibt und wie diese helfen können.
Wie lässt es sich vermeiden, in eine solche Situation zu kommen?
Bock: Es gibt einige Fragen, die man klären sollte, bevor man einen Immobilienkredit aufnimmt. Egal, wie schön eine Immobilie ist, egal, wie stark der Wunsch, sie zu besitzen: Verbraucherinnen und Verbraucher müssen zu allererst sorgfältig planen und ehrlich zu sich selbst sein: Welche regelmäßigen Ausgaben habe ich? Welche Rate kann ich mir tatsächlich leisten? Die Raten sollten nur so hoch angesetzt sein, dass noch Geld für Rücklagen bleibt.
Wer eine Immobilie kaufen will, sollte auch daran denken, dass sich die Lebenssituation ändern kann. Durch einen Unfall oder eine Krankheit beispielsweise. Oder durch eine Trennung. Es gibt viele ungeplante Ereignisse, die eine Finanzierung ins Wanken bringen können. Manchmal reicht schon eine berufliche Veränderung.
Wozu wir außerdem raten: einen Kreditvertrag abschließen, der Sondertilgungen ermöglicht. Wer Geld übrig hat, kann damit nachhaltig die Zinsen senken. Und das ist häufig mehr Ersparnis, als wenn man das Geld konservativ anlegt, beispielweise als Festgeld.
Sind längere Zinsbindungen empfehlenswert?
Bock: Eine längere Zinsbindung geht meistens mit höheren Zinssätzen einher. Dafür verschafft sie Kreditnehmerinnen und -nehmern deutlich mehr Planungssicherheit. Wer sich für einen Immobilienkredit interessiert, sollte das in seine Überlegungen einbeziehen. Denn in der Zukunft können Zinsen sich ändern. Wenn sie wieder steigen, kann das zu einer höheren Ratenzahlung und Problemen bei der Anschlussfinanzierung führen.
Dies zeigen auch die Ergebnisse unserer Umfrage: Von den Befragten, die im Sommer 2024 auf der Suche nach einer Anschlussfinanzierung waren, erhielt fast jeder oder jede Vierte eine oder mehrere Ablehnungen auf die Anfrage bei einer Bank. Als häufigste Gründe gaben die Banken zu geringes Einkommen und zu wenig Eigenkapital an. Wenn Kreditnehmerinnen und -nehmer eine Anschlussfinanzierung benötigen, sollten sie sich rechtzeitig darum kümmern und beraten lassen.