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Bild Herr Ketessidis (c) BaFin

Erscheinung:23.05.2024 | Thema Risikomanagement "Banken müssen sich jetzt wappnen"

Viele Kreditinstitute verdienen sehr gut. Doch das Risiko von Kreditausfällen steigt, warnt Adam Ketessidis, BaFin-Abteilungspräsident Risikoanalyse, Systemaufsicht und Krisenmanagement.

Die Wirtschaft schwächelt. Das belastet viele deutsche Unternehmen. Und kann auch für die mit ihnen verbundenen Kreditinstitute zur Gefahr werden. Noch ist die Zahl der Unternehmensinsolvenzen gering, aber sie steigt stetig. Viele Branchen leiden unter der Inflation und den steigenden Lohnkosten. Energieintensive Branchen kämpfen mit besonders hohen Preisen. Und die zunehmenden Handelsbeschränkungen lasten auf den exportabhängigen Unternehmen. Das alles kann sich auf die Kreditportfolios der Banken und Sparkassen auswirken.

Hinzu kommt: Die großzügigen staatlichen Corona-Hilfen sind Geschichte. Dies könnte dazu führen, dass die Kreditausfallraten von den gestützten Unternehmen steigen. Vor allem Retailinstitute sollten die Entwicklung bei den Wohnimmobilien genau verfolgen. Das schwächere Neugeschäft könnte die Erträge der Institute verringern. Und wenn die Konjunkturflaute auf die Einkommen der Verbraucherinnen und Verbraucher drückt, werden die Kreditausfälle steigen. Auch Prolongationen werden für die Institute riskant.

Verschärft wird diese Situation durch geopolitische Herausforderungen. Menschlich haben diese Kriege und Konflikte ohnehin katastrophale Folgen. Wirtschaftlich wirkt sich der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine über Zweitrundeneffekte auf Banken und Sparkassen aus: Zum Beispiel über noch höhere Energiepreise oder eine schrumpfende Nachfrage.

Institute müssen ausreichend vorsorgen

Im Konflikt zwischen China und Taiwan – und nicht nur dort – drohen Sanktionsspiralen und Protektionismus. Durch eine Isolierung Taiwans könnte beispielsweise die Mikrochip-Produktion gestört werden, die für viele deutsche Unternehmen wichtig ist. Im Krieg zwischen Israel und der Hamas ist die Gefahr eines regionalen Flächenbrands noch nicht gebannt, der für adverse Zweitrundeneffekte sorgen könnte.

Natürlich hat die BaFin die Kreditinstitute sehr genau im Blick, die bei Unternehmen aus betroffenen Wirtschaftszweigen oder Regionen besonders stark engagiert sind. Aber vor allem sind die Institute selbst gefragt: Sie müssen auf neue Schlechtwetterperioden vorbereitet sein. Sie müssen ausreichend Risikovorsorge bilden.

Zumindest auf steigende Insolvenzen haben sich die Kreditinstitute eingestellt: Die Kreditrisikovorsorge ist Ende 2023 sprunghaft gestiegen. Außerdem haben die deutschen Institute ihre Kreditvergabestandards verschärft. Sie müssen hierbei einen Spagat hinlegen: Zu laxe Vergabestandards bergen die Gefahr, dass vermehrt Kredite ausfallen. Sind die Standards zu streng, könnte es zu Ertragseinbußen kommen.

Der Gegenwind für die Banken wird härter. Aktuell verkünden sie noch Rekordergebnisse. Die beste Voraussetzung dafür, sich jetzt zu wappnen.

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